LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe lacina, wegalaugen (RGA)

Wörterbuch Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter.
Fundstelle Bd. 3
Inhalt

Die Malbergischen Glossen, eine frühe Überlieferung germanischer Rechtssprache: [...] Dabei ist auch der Tatsache der Latinisierung oder Romanisierung der Malbergischen Glossen und sonstigen volkssprachigen Wörter in der Lex Salica Rechnung zu tragen, auf die besonders Wolfgang Jungandreas (1954/55) hingewiesen hat. Unter dem Titel ‚Die Sprache der Franken Chlodwigs‘ machte er auf Erscheinungen aufmerksam, die wir heute auf sprachliche Interferenz und Integration zurückführen: Lehnwörter aus dem Romanischen bzw. Vulgärlateinischen wie campania ‚Viehglocke‘; Kompositionen, in denen entweder das Grundwort oder das Bestimmungswort aus dem Romanischen kommt, wie bei turnechroso ‚Enthäuten eines Pferdes‘, oder Wendungen, in denen romanische Elemente mit germanischen syntaktisch verbunden sind wie bei schillam de caballo ‚Pferdeschelle‘. In unserem Zusammenhang sei auf die Missetatsbezeichnung via lacina ‚Wegverlegung, Wegsperre‘ aufmerksam gemacht, hinter der sich ein volkssprachiges *wega-lagīn verbirgt, das weder als volkssprachiges Wort des lateinischen Textes noch als Glossenwort in Erscheinung tritt. Hier ist der erste Teil des Kompositums, das frk. wega-, durch seine lateinische Entsprechung via ersetzt worden, wobei zu beachten ist, daß es sich um zwei stammverwandte Wörter handelt, während im zweiten Teil das frk. lagīn durch ein lateinisches Flexionsmorphem erweitert worden ist. Die im Lateinischen unübliche Komposition aber wurde in Text und Glosse beibehalten. Jungandreas kam vor allem von der Berücksichtigung phonischer Interferenzen aus zu dem Ergebnis, daß sich in den Malbergischen Glossen und frankolateinischen Textwörtern der Lex Salica die romanischen Elemente völlig harmonisch mit den fränkischen verbunden haben, daß man sich mithin von der Vorstellung freimachen müsse, daß die in den Malbergischen Glossen enthaltenen Lexeme einem noch unvermischten altgermanischen Dialekt angehören. [...]

Letzte Änderung am 15.01.2018 durch V.S.
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