Wörterbuchangabe mord, ca-murdrit, camortus, gi-murdiren, ir-murdiren, mordirōn, mordridus, mordrum, mordtôd, mortaudus, morthtaudo, murdiren, murdrî, murdrida (RGA)
Wörterbuch | Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter. |
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Fundstelle | Bd. 20 |
Inhalt | Mord und Mordbrand: [...] Auf germ. Grundlage beruhen mlat. mordridare (< mordridum) ,ermorden’, mordridum, M., den M. betreffende Rechtsprechung’, mordrire ,ermorden', mordrita ,Mörder’, mordritor ,Mörder’ und mordrum ,M., den M. betreffende Rechtsprechung, Leiche eines Ermordeten’ (11, 704 f.). Namentlich im Mittellatein der frühma. Leges und Kapitularien ist die Wortfamilie mit den Termini für den M. und ,ermordet’ in Gestalt volkssprachiger bzw. mlat. Wörter vertreten, die im lat. Text syntaktisch gebunden stehen oder ihm als Gl. beigegeben sind, so De morth Edictus Rothari c. 14 (16, 673). Dazu kommen die Partizipien mordritatus (zu mordritare, nur Kapitularien) und mordritus (zu mordrire), letzteres in den Kapitularien, der Lex Ribuaria und der Lex Frisionum, sodann murdrida und camurdrit (beides Lex Baiuvariorum), mortaudus und mordtotus mit mehreren Var. (L. Alam.; Leges Alamannorum), morðtotus (Lex Saxonum) und morther ,M.-Tat’ (Lex Frisionum) (20, 302 f.) [...]. Das Wort Mord (M.) (6, VI, 2530–2534) ,vorsätzliche (heimliche) Tötung’ hat Vorstufen und Verwandte in ahd. mord ,M.’ (17; 18, 215; 22, 421), das in den liter. Denkmälern und in der Gl.überlieferung (zu lat. mortuatus) bezeugt ist, in as. morð (starkes Neutr.) ,M., Totschlag, Hinrichtung, (verdiente) Todesstrafe’ (19, 395; 16, 674), ae. morþ ,death, destruction, perdition; that which causes death; murder’ (2, 698), afries. morth, mord (14, 936) und in anord. morð ,M., Ermordung’; poet. ,Kampf’ (5, 697; 1, 426; 7, 669). Im As. kommen noch die Zusammensetzungen morðhugi ,M.-Gedanke’ und morðwerk ,M.-Tat’ vor. In der Wortfamilie erscheinen ahd. murden, morden ,morden, verwunden, durchstechen’ als Interpretamente zu den Lemmata lat. iugilo, punio, sugillo, percutio sowie murdiren, murdren ,ermorden’ zu den Lemmata lat. iugulo, sugillo [...]. Das Mask. germ. *murþa- (9, 569) und aind. mr̥ta- ,Tod’ sind Bildungen mit idg. to-Suffix zur Nullstufe idg. *mr̥- der Wurzel idg. *mer-/merә-/mor-/mr̥- ,sterben’ (13, I, 735), die u. a. auch lat. morior, mors zugrundeliegt (vorgerm. *mr̥tóm, 8, 487). Bei der Bedeutung ,sterben’ handelt es sich um eine semant. Weiterentwicklung im Sinne von ,aufgerieben werden’ der Wurzel idg. *mer(ә)- ,aufreiben, reiben’, wozu dt. mürbe und morsch gehören (12, 889) [...]. Das zur ältesten Schicht der germ. Rechtssprache gehörende Wort beruht semant. auf dem weiteren Bedeutungswandel von ,Tod’ zu einer bestimmten rechtsförmlichen Art der Herbeiführung des Todes, nämlich der absichtlichen heimlichen Tötung. Diese Entwicklung ist mit dem Einsetzen der schriftlichen Entwicklung bereits abgeschlossen. Das Rechtswort ,M.’ wird gebraucht im Zusammenhang mit heimlicher Tötung und Verbergung des Leichnams, Meuchel-M., Ermordung zum Zweck der Beraubung, Leichenberaubung und für den Totschlag eines kgl. Gefolgsmanns auf Kriegsfahrt (Nachweise 16, 674). Da der M. gegenüber dem offenen Totschlag als das ungleich schwerere Verbrechen galt, ist im Einzelfall wohl auch ein Umschlag der Bedeutung des Wortes ahd. mord zu ,heimlich verübtes Kapitalverbrechen’ überhaupt möglich gewesen, wofür der vieldiskutierte Beleg aus dem ahd. Muspilli sprechen könnte (6, VI, 2530; vgl. 16, 674; 17). Eine Bedeutungsspezialisierung zeigt die oben erwähnte Bedeutung ,Todesstrafe’ im as. Heliand (he is mordes uuerdV. 5242; [Heliand und Altsächsische Genesis]; 16, 674). Vgl. auch (14a) [...]. |
Letzte Änderung | am 21.01.2020 durch HiWi |
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