LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe saxo, saxmundus, saxonicus (RGA)

Wörterbuch Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter.
Fundstelle Bd. 26
Inhalt

Sachsen: [...] Die Motivierung des Volksnamens durch die Waffenbezeichnung Sachs (Sax) ist altbezeugt. Sie wird bereits durch Widukind von Corvey (I,7), freilich mit wenig ehrenhaftem Hintergrund (der Ermordung der unbewaffneten Thür. durch die S. bei Friedensverhandlungen mit Hilfe von unter der Kleidung verborgenen Messern; hier in volkssprachiger Form der Neutr. Pl. sahs) berichtet (1, 7, mit Vergleichsstellen in Anm. 3). Widukind schildert diese Bewaffnung als der Vergangenheit zugehörig (I,6). Das Appellativ Sachs ist mit der Bedeutung ,Messer, (kurzes) Schwert' außer im Got. in allen germ. Sprachen gut bezeugt (Sax § 1). Der Volksname Saxones (13, I, 587-589; 14, 199 f.) liegt in gesicherten Belegen seit Eutrop (IX,21) vor, der in seinem im Auftrag von Ks. Valens (364-378) verfaßten Geschichtswerk von Militäraktionen gegen seeräuberische Franci und Saxones an der Kanalküste berichtet, die gegen Ende des 3. Jh.s zu datieren sind (5, 475). Ältere Erwähnungen des Volksnamens bei Ptolemaeus u. a. sind quellenkundlich unsicher (dazu zuletzt 15). Das bleibt für die Beurteilung der sprachlichen Form ohne Konsequenzen, da alle Namenbelege ebenso wie die späteren volkssprachigen ae. Seaxan (daneben Seaxe), ahd. Sahsun (2, 854; 17, 503) einheitlich als Flexionsformen der n-Deklination auftreten. Die Bildungsweise stimmt zum Motionstyp von VN mit n-Suffix wie Teutones, zu dem zahlreiche agerm. VN gehören (6, § 16a). Das Nebeneinander von starker und schwacher Flexion, das sich in Franci neben Francones spiegelt, zeigt im Ae. (sekundär?) auch der S.-Name (Seaxe, jedoch ohne i-Umlaut, 2, § 261. 264 Anm.). Ein Verständnis des Volksnamens als denominale Ableitung (sahs ,Messer' - Sachsa, -o ,Mann mit dem Messer', wie got. waurstw ,Arbeit' - waurstwa ,Arbeiter', 8, § 91.2) ist somit morphologisch und semant. gut zu begründen, und es bedarf keines Umweges über den Götternamen Saxnot (vorgeschlagen von 10, 62). Die lat. Traditionsschreibung mit x mag mit dazu beigetragen haben, daß bei den sächs. PN die in vergleichbaren Fällen schon früh einsetzende Entwicklung von hs > ss nur spärlich bezeugt ist und die Schreibung Sahs- (gelegentlich auch Sax-) erst spät gegenüber der Form Sas(s)- weicht (Belege bei 4, § 264). Etym. ist sahs von idg. Alter und der Wurzel idg. *sēãk- (12, 895 f.; 7, s. v. Sachs) zugehörig, mit der ähnlich wie lat. sec-are zahlreiche Wörter des Schneidens gebildet werden. Daß es sich um eine junge Bezeichnung handelt, wie Rudolf Much (9, 133) aus der Existenz der anderen germ. Schwertbezeichnungen zu folgern scheint, wird durch den etym. Befund nicht ohne weiteres nahegelegt. Die Bildungsweise stimmt zu lat. saxum ,Fels' (8, § 113.1), woraus eine bereits steinzeitliche Bezeichnungstradition (,Steinmesser') gefolgert worden ist (Messer S. 607; so z. B. 11 s. v. Messer; 16, s. v. mes). Andere halten eine Motivierung durch ,Schneiden' für beide Wörter für ausreichend (7, s. v. Messer) [...].

Letzte Änderung am 07.04.2020 durch HiWi
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