Wörterbuchangabe hasala (RGA)
Wörterbuch | Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter. |
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Fundstelle | Bd. 14 |
Inhalt | Hasel und Haselnuß: Das gemeingerm. belegte Wort ist als Mask. (a-Stamm) ahd. hasal (1, IV, 746-748; seit dem 12. Jh. auch als Fem. hasala in Analogie zu anderen fem. Baumbezeichnungen), ae. hæsel, an. hasl 'Haselstrauch' bezeugt (9, I, 1199-1207 s. v. Corylus Avellana). Für die Verbreitung im As., Anfrk. und Afries. bieten die ON Zeugnisse (4, I, 1276-1283), so etwa in Hásle 'Hassel (bei Selm)', in silua Hasloth 'Hasselt (bei Moers)' (zum Suffix 8, 80 f., mit weiteren Belegen), in Haslum 'Hieslum' (Westergo/Friesland, 'bei den Haselsträuchern') (11, 77,5. 19,18. 14,5). Idg. Verwandte sind air. coll (gall. *koslos in ON: 7, I, 1138) und lat. corulus (< *kosulos) in gleicher Bedeutung; auch altlit. kasulas 'Jägerspieß' wird hierher gestellt (10, 616). Qu.zeugnisse für die Verwendung von Haselholz bietet das Vb. anord. hasla (vǫll) 'mit Haselstangen (einen Kampfplatz) abstecken', das u. a. bei den Vorbereitungen zur Schlacht auf der Winheide in der Egils saga Skalla-Grímssonar erwähnt wird (c. 52, hrsg. von Finnur Jónsson, 21924, S. 148 mit Anm.; weitere Stellenbelege: 6, 22; 5, II, 434). Entweder die Einfriedigung der Schwurstätte oder den Haselstab, auf den der Eid abzulegen war, bezeichnet das Wort in der Wendung in hasla hoc est in ramo, die im B-Text der Lex Ribuaria und in zwei Hs. der A-Klasse für sonst lat. in colore (= in corelo) bezeugt ist (Titel 69,5 ed. Beyerle/Buchner = 67,5 ed. Sohm, siehe Reg., 197, MGHLL sectio I, 3, 2, 1954, Nachdr. 1965). Das Verfahren der Volksmed., Krankheiten in Haselstecken zu übertragen, ist bereits im ae. Lǣcebōc bezeugt (3 s. v. hæslen; 2, I, 78) [...]. Die besondere Bedeutung der Hasel beruht zunächst auf ihrer Verwendung im Rechtsleben. Haselstäbe wurden zur Umzäunung (Haselung) von Gerichtstätten verwendet (vgl. § 1) [...]. Der Hasel als neben dem Wacholder und dem Holunder volkstümlichster Pflanze Mitteleuropas wurden im Volksglauben vielfältige, teils ambivalente Eigenschaften zugeschrieben. Bes. hervorzuheben sind der Glaube an ihre Zauberkraft und apotropäische Wirkung und, häufig damit in Verbindung, ihr Gebrauch als Zaubermittel. Diese magischen Bezüge sind auch in dem norw.-isl. Brauch der Neidstange (anord. nidstǫng) vorhanden, in welchem zunächst Verhöhnung und Verspottung des Gegners im Vordergrund standen (21, 14; 10, VI, 996; 16, 42; 11, 2014). [...]. Die Hasel galt allg. als Mittel gegen dämonische Mächte (21, 42), gegen Hexen bzw. Behexung, im weiteren überhaupt gegen drohenden Schaden aller Art, gegen Feuer und Krankheit (10, III, 1532 mit zahlreichen Nachweisen; 21, 6). V. a. sollen der Haselstrauch bzw. die Haselrute gegen Gewitter und Blitzschlag schützen, eine Vorstellung, die auch in die christl. Legende überging [...]. |
Letzte Änderung | am 28.11.2018 durch Anette Kremer |
Link | http://www.degruyter.com/view/GAO/RGA_2296 |
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