Kap. 5.2: Kompositum mit german. Präfix: forbannire

Das Verb forbannire "übertrifft an Alter sogar noch das Simplex bannire" und bestätigt "somit [seinerseits] als Kompositum das offenkundig schon vorlateinisch entfaltete Leben dieser in der Volkssprache verwurzelten Wortfamilie. Sowohl für die Lex Salica [...], wo die Lesarten for-, fur-, perbanniti und ferbanati bezeugt sind, als auch für das Edictum Chilperichs I. von 571/574 mit der Form ferrebanitus liegt die Bedeutung 'autoritativ bzw. unter Bann (vor Gericht) vorladen' fest. Eine andere Nuance bringt dann wieder die Lex Ribuaria 87, wo forbannire im Unterschied zum Simplex im Sinne von 'mit dem Vorbann belegen, verfesten, vorläufig ächten' gebraucht ist, ebenso wie an einigen Stellen der karolingischen Kapitularien. Forbannire ist in den Kapitularien schon seit 779 (Capitulare Haristallense) auch mit den allgemeinen Bedeutung 'autoritativ verbieten, unter Bann stellen' vertreten. Die Frühgeschichte von forbannire [...] ist im wesentlichen auf den fränkisch-karolingischen Bereich beschränkt geblieben und endet mit dem Ausgang des 9. Jh.

FN 212: Das ahd. Verb firbannan ist in ahd. Glossen seit dem 8. Jh. bezeugt. Auch die altfränkische Form des Präfixes dürfte fir- gelautet haben. [...] Es handelt sich streng genommen nicht um die Bildung eines neuen lateinischen Kompositums, sondern um die Entlehnung eines Begriffes der altfränkischen Rechtssprache in das Lateinische.