LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe krano, kranohari, kranuh (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 11, Sp. 2020- 2022
Inhalt

kranich, m. grus. I. Formen und verwandtschaft. 1) die nhd. form zeigt eine ganz seltene alterthümlichkeit, kurze stammsilbe vor einfacher consonanz in einem zweisilbigen worte; freilich neigt unsere aussprache mehr zu krannich (wie z. b. Fischart auch schrieb, s. II, 1, b. c) und auch krânich hört man, geziert oder mundartlich (?). aber z. b. in kranichfeder hört man noch, bei raschem sprechen sicher, blosz èin n. nhd. krănich stimmt bis auf den anlaut und die aussprache des -ch noch zu ahd. chranih. auch das unbetonte -ich ist nhd. ungewöhnlich (in hâbicht erhält -icht meist einen tiefton), die zu erwartende form wäre kranch, wie mhd. und noch landsch., auch bei schriftstellern im 16. 17. 18. jh. (s. u. II, 1, a). übrigens galt auch mhd. kranich, z. b. Haupt 7, 353. 2) neben ahd. chranih steht aber chranuh (Graff 4, 613), auch geschwächt chranoh, weiter geschwächt mhd. kranech, ganz wie ahd. hapuh habicht durch hapoh (Graff 4, 754) zu mhd. habech wurde. merkwürdig ist ahd. granich Graff 4, 614, granuh Hattemer 1, 295a (neben chrawa krähe daselbst); vgl. das md. grûn und grunch unter 4, d. 3) mhd. a) neben kranech kranch (vgl.hapch habicht 42, 91 mitte, pl. hebch MS. 2, 207a), vgl. u. 1 zuletzt; in der zusammengeschobenen form auch mit verlust der aspiration kranc Schwabensp. 283 Wack., Neidh. xlii, 2 var., noch im 15. jh. kranck grus Dief. n. gl. 198a (krang Dief. 270b), wie hapk 15. jh. Dief. n. gl. 5b. s. auch krenkmaister unter kranichmeister. b) aber auch mit umlaut krench Neidh. a. a. o., Mones anz. 8, 399, noch im 15. jh. voc. inc. teut. n 6b (vgl. unter II, 2, b), auch mit voller endung chrenich Dief. 270b. ein bair. beleg aus 14. jh.: er hat ain farw als ein krench. Schiltberger 111, vorher ebend. gröszer dann ein kranch. s. auch krenkmaister (16. jh.) unter a, kränchskragen unter kranichskragen. danach wird ahd. chranih eine echte nebenform von chranuh sein, nicht aus diesem geschwächt. ist in mhd. hebch und valken MSH. 2, 335a das e nur vom pl.? auch ahd. schon habich Graff 4, 754. c) es gab aber auch eine schwache form, die Haupt zu Walther 19, 31 (4. ausg.) nachwies, z. b.: daʒ was dem kranchen swære (vorher kranich). Haupts zeitschr. 7, 353, 14; des kranechen. 354, 50; kranechen acc. pl. Biterolf 6983. ebenso von der umlautsform, krenechen gen. pl. Walth. 19, 31 in B (Weingartner liederhs. s. 174). und so noch im 16. jh., auch von beiden formen, oberd. wie md., mit der starken gemischt:

antvögel, kranchen samleten sich. Waldis Es. 1, 60, 4;

wildgens, kränchen in lüften oben. Schmelzl Saul 34b

sichst nicht, das krench dort umbher gehen? ... es müssen mir ja krenchen sein. Eyring sprichw. 1, 751. in folg. steht vielleicht stark und schwach nebeneinander:

kompt er zuletzt zum kranch gegangen. er sprach: ach lieber kranche mein ... Alberus Es. 97. ebenso wieder bei habich, s. 42, 91 mitte habiche, dem habichen, auch diesz schon mhd.: sô man die habechen hete lân. Bit. 6980.

4) aber auch noch anders, besonders im nd. sprachgebiete. a) zwar findet sich da dem hd. entsprechend nnd. krâneke m. (pl. krâneken) Schambach 111a, westf. krânek Kuhns zeitschr. 2, 191, schon mnd. nach kraneken snavel kranichschnabel (s. d.) Mones anz. 4, 239, krankesnavel Dief. 275a, also schwach und stark wie mhd.; s. auch krankwort unter kranichwurz. b) aber vorherschend ist eine einfachere, alterthümlichere form (die doch auch hd. nicht ganz fehlte, s. DWB kran 3, a), aus der jene erst weitergebildet ist: nnd. krân brem. wb. 2, 864, Dähnert 252a, krane Strodtmann 115, nnl. kraan; mnd. krane schwach und kran stark (nach kranes hals Haupt 7, 295); auch mnrh. kraen Fromm. 2, 442a (pl. kranen 1, 217), craen Teuth. 59a, altnrh. crano Nyerup 267; auch das alts. kraru grues der Straszb. gl. wird in kranu (kranun?) zu bessern sein, nicht in kranc, wie Schmeller, Heyne thun. auch engl. crane, ags. cran (cranu?) Ettm. 398. eigen aber altn. trani m. und trana f. Fritzner 678b (vergl. kränchin), schwed. norw. isl. trana f., dän. trane, s. dazu K 6. c) nd. aber auch krôn Rein. Vos, Dief. 270b, kroen Chytr. c. 83, Neocorus 1, 466, noch jetzt Dähnert 256b, Danneil 118a (vgl. frz. crone kran sp. 2018 b), auch altengl. cron Stratm. 123. das verhält sich ablautend zu krane, wie hôn (hd. huon) zu hane hahn. daher nd. auch kruen (ue = û) Theophilus 204 nach der Stockholmer hs., meckelnb. kraun (au gleich û) als fem.; vgl. im nrh. kinderlieden 'krune krane' Aachener mundart 125, und noch merkwürdiger westf. krukrane kranich Woeste volksüberl. 58, Kuhns zeitschr. 2, 191. d) auch md. taucht die form auf in grûn (û = hd. uo) erlösung 60, Haupt 2, 132, was mit dem gr- sich an das ahd. granuh I, 2 anschlieszt und dieses stützt als echt. überaus merkwürdig aber an die hd. form anschlieszend grunch Nemnich 1, 436, wozu das kronchwurz unter kranichwurz gehören kann. hierher gehört wol auch in einem hd. oder md. voc. des 15. jh. grumen, gruere, rufen als dy krench (so l.) Dief. 270b. e) endlich noch einfacher gestaltet, aber doch stammverwandt mhd. krîe, ahd. chreia, s. das dritte krei. 5) urverwandt stimmt am nächsten zu crano kelt. garan, kymr., bret., gadh., auch altcorn. bezeugt (Zeusz 1113, Diefenb. celt. 1, 130), und gr. γέρανος. ohne das -n aber und mit anderm vocal lat. grus, gruis, dem unser krîe (4, e) nahe tritt. in die mitte zwischen das lat. und gr. stellt sich dann das sl., altsl. žeravĭ, žeravlĭ, serb. žerav, poln. žóraẃ, böhm. geřáb, jeřáb u. s. w., litt. gérwẽ, lett. dsehrwe, altpreusz. gerwe.

Letzte Änderung am 06.02.2018 durch V.S.
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