Wörterbuchangabe huf (DWB)
Wörterbuch | Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. |
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Fundstelle | Bd. 10, Sp. 1871- 1872 |
Inhalt | hüfte, f. coxa, coxendix, femur. 1) über die etymologischen bezüge s. unter DWB haufe sp. 583; die allgemeinere vorstellung des emporragenden oder hervorstehenden scheint auch noch durch, wenn das wort mit höcker gleichbedeutend gebraucht wird: gibbus, ein hofer oder hufft. Gersdorf feldb. d. wundarzn. (1528) s. 97. 2) hüfte bezeichnet am menschlichen körper den zwischen den letzten rippen und den schenkeln befindlichen äuszeren etwas erhabenen theil unter den weichen, der vom hüftbeine gebildet wird (Nemnich 3, 255), aber auch die zunächst liegende schenkelpartie: femur, die auswendige dicke an dem schenkel, die hüfte Kirsch cornucop., selbst nach Frisch 1, 473a für lende gebraucht, vgl. unten 2 a. e. und hüftlos. die ältest nachweisbare form ist das goth. masc. hups, dem sich zunächst anschlieszt das ahd. fem. huf, plur. huffî, mhd. huf, plur. hüffe (Lexer 1, 1376), formen, die auch im ältern nhd. noch dauern: coxa, coxendix ein huff am schenkel Dasyp.; die huff, femur Maaler 231c, gleich darauf die hufft am schenkel, coxa, coxendix; mundartlich selbst bis jetzt sich halten: huff hüfte, in Kärnthen Lexer 145; in siebenbürgisch-sächsischer mundart haff Fromm. 6, 108; und werft sie under euch und gebt in grosze püffe, slagt si paide auf die lende und auf die hüffe! fastn. sp. 490, 23. daneben, mit angetretenem t, die form huft, plur. hüfte, vor dem 15. jahrh., wie es scheint, nicht nachweisbar: coxa hufft, coxendix hufft, diech, brat Dief. 154c; femen hfft, hifft (plur.) ł lenden 229b, es wird unterschieden femen ein wybeshoff, weibeshufft von femur manszhuf, manneshufft, manhufft 229b.c; beifuszkraut auf die linke huft des gebärenden weibes gelegt ... beifusz auf den leib unter den nabel bisz auf die hüfte (plur.) und düchbein überlegen. Tabernaemont. kräuterb. 35; wann man die wurzel zerstosze und mit einem schmeer auf die huft lege, so benemme es die schmerzen derselbigen. 848; in Tirol noch heute huft. Fromm. 6, 155; hier ringt ein kühnes paar, vermählt den ernst dem spiele, umwindet leib um leib, und schlinget huft um huft. Haller schweizer. gedichte (1768) s. 25. Unsere heutige singularform hüfte geht aus der ältern, eben angegebenen pluralform zu huft hervor, wie sich ganz gleich das bairische hüff (Schm. 1, 1063a), schles. hüffe (Weinhold 37a) aus dem plural des alten huff gebildet hat. hüfte erscheint im 16. jh. bei Alberus mit wechselndem geschlecht (auch als masc., wie im gothischen): incoxo ich sitz uf dem hüft. KK 2b, gleich darauf femur die hüft; nur als fem. bei Luther: lege deine hand unter meine hüfte und schwere mir. 1 Mos. 24, 2; rüret er das gelenk seiner hüft an, und das gelenk seiner hüft ward über dem ringen mit im, verrenkt. 32, 25; solt inen leinen niderkleid machen, zu bedecken das fleisch der scham, von den lenden bis an die hüften. 2 Mos. 28, 42; gürtet es (das schwert) unter sein kleid auf seine rechten hüft. richt. 3, 16; ein jglicher hat sein schwert an seiner hüften. hohel. 3, 8; wie gehets denn zu, das ich alle menner sehe ire hende auf iren hüften haben, wie weiber in kindsnöten. Jer. 30, 6; dringt aber noch im 17. jahrh. nicht allgemein durch, denn Schottel 1339 verzeichnet als einzige form huft, femur; wogegen Stieler wiederum nur hüfte femur, femen, coxa gibt: auf die hüfte schlagen, femur plangere, instar ulierum ej ulantium, an der hüfte gelämet werden, coxam frangere, sich auf die hüfte niederkauchen, incoxare, ut cacantes solent. 816, nachher schwanken die lexicographen nicht mehr; er eilt, des schildes zierde zu vertauschen, und läszt ein griechisch schwert von seinen hüften rauschen. Schiller zerstörung von Troja v. 69; und fasset sie, mit feurig schlauen blicken, wohl um die schlanke hüfte frei, zu sehn, wie fest geschnürt sie sei. Göthe 12, 100; das schwert an der hüfte. Platen 2. hüfte, als sitz der zeugungskraft, wie sonst lende: und Gideon hatte siebenzig söne, die aus seiner hüft komen waren, denn er hatte viel weiber. richt. 8, 30; vgl. hüftlos. 3) im ringkampfe hiesz ein stück die halbe huft: wenn er (der gegner) sich aufricht, so du in in dem hacken hast, so nim das stuck das haiszt die halb huft und ist ain rechtz kampfstuck. serapeum 5, 34 (aus einem xylographischen ringbuche des 15. jahrh.). 4) hüfte, im schiffsbau, derjenige theil der verkleidung unter der gallerie auf einem schiffe, welcher an den spiegel stöszt, und dem schiff ein förmliches ansehen gibt, franz. hanche. Jacobsson 2, 292a. . |
Letzte Änderung | am 06.02.2018 durch V.S. |
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