LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe helm, helmus (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 10, Sp. 976-978
Inhalt

helm, m. galea, cassis. goth. hilm-s, ahd. mhd. alts. ags. helm, altn. hialm-r, medialbildung zu wurzel hal bergen, hehlen, mit der allgemeinen bedeutung bergender, schützender. helm, galea, cassis, et dicitur quasi tegens caput. voc. inc. theut. i 4a. 1) helm, der alteinheimische kopftheil der ritterlichen rüstung, unterschieden von der gemeinern haube (spalte 563). in dieser bedeutung lebt das wort eigentlich im mittelalter bis ins 17. jahrh. hinein, wo die sache untergeht, und der name nur in bezug auf gewesenes fortlebt; bis im 19. jahrh. die preuszische armee den helm in geänderter form, als kopfbedeckung der soldaten, unter der alten bezeichnung wieder einführt. auszerdem ist das wort auf die antike kopfrüstung bezogen. Der helm ist ehern, eisern, stählern: hatte ein ehern helm auf seinem heubt, und ein schüppicht panzer an. 1 Sam. 17, 5; tausent man zu fusz, in eisern helm und harnisch. 1 Macc. 6, 35;

ein zeichen hat der himmel mir verheiszen, er sendet mir den helm, er kommt von inm, mit götterkraft berühret mich sein eisen. Schiller jungfr., prol. 4. auftr.;

auch deckt er seine schöne heldenstirn mit einem blank polirten rossbuschhelm. Bürger 154b;

wie schimmert so der helm von gold, des ritterspieles dank! Uhland ged. 205.

der helm ist offen, oder geschlossen, wenn sein visier herabgelassen ist, daher mit offnem, geschlossenem helme kämpfen, auch bildlich: denn auch ihm war freie wahrheit der offne helm des seelenadels. J. Paul Titan 3, 17. der helm wird aufgesetzt, abgesetzt, abgebunden, aufgeschlossen, aufgebunden: setzt die helm auf, und scherft die spiesze, und ziehet panzer an. Jer. 46, 4;

uf band sie im sein blanken helm. Uhland volksl. 209;

er schlosz im auf sein güldin helm und kust im an sein munt. 334;

er schnallt vom haupte sich den helm. ged. 307;

sie band den helm dem ritter los. 208. im kampfe wird der helm zerhauen:

da wer noch meng helm zerspalten! Liliencron volksl. 2, 78, 29. bildlich: denn er zeucht gerechtigkeit an wie ein panzer, und setzt einen helm des heils auf sein heubt. Jes. 59, 17; nemet den helm des heils, und das schwert des geistes. Eph. 6, 17; angethan ... mit dem helm der hoffnung zur seligkeit. 1 Thess. 5, 8. 2) helm in der wappenkunde: helm heiszt in der wappenkunst der zierrath, welcher oben auf den schild gesetzet wird. er wird geschlossen oder offen geführet. die geschlossenen sind vor zeiten ohne unterschied geführet worden, heut zu tage bleiben sie dem bürgerstande allein. Eggers kriegslex. 1 (1757) 1181. daher der offene helm, zeichen adlichen herkommens: dasz der redliche Simplicissimus nicht stolz gewesen, noch sich von hohem herkommen berühmet, oder seine geschlechtsahnen trefflich herauszgestrichen, und mit dem offnen helm an laden geleget. Simpl. 1 (1713) s. 4; (mancher würde sich) mit seinem erworbenen offnen helm, wie ein frosch in der laich geblähet und grosz gemacht haben. s. 9. 3) helm, der mit helm versehene, der gewaffnete krieger: auch hat man geteidingt mit den soldenern, daʒ man iedem helm daʒ jar geben sol funfzig pfunt haller ze solde. d. städtechron. 1, 173, 14; und warent die von Bern also von mengklichen verlassen in ir anligenden grossen not, uszgenomen von denen von Solotorn, die schicktent in achtzig helm, die bedörften nit mer volks von ir statt schicken von forcht wegen der herren. Etterlin chron. der eidgenossen (1507) 25b. 4) helm, von helmartigen gegenständen (vergl. DWB haube sp. 565). a) bei thieren: galea, ein helm ... eine flechsichte vereinigung des hinterhaupt- und stirnmuskels: sie breitet sich aus über die ganze hirnschale in gestalt eines helms oder einer haube. Nemnich 3, 12. b) helm, das obere runde dach an den kirchthürmen. Frisch 1, 441c; helm, die obersten spitz an kilchen türnen, pyramis. Maaler 218a. vergl. helmhaus. c) oberer theil, wölbung der brantweinblase (vergl. DWB blasenhut 2, 70). ist diese wölbung nicht mit einer röhre zum ablaufen der destillierten flüssigkeit versehen, so heiszt sie blinder helm. öcon. lex. (1731) 993. bildlich: und ist keiner, der die quintam essentiam davon (vom geldmangel) durch den helm des verstandes auszuzihen nicht vermeinete. Butschky Patm. 736. d) eine kappe von draht, als schutz gegen bienenstiche über den kopf zu ziehen. e) helm, die obere lippe einer rachenförmigen blumenkrone; die untere heiszt der bart. f) helm, das bälglein das einige kinder um den kopf auf die welt bringen, pileus, pellicula infantium nascentium. Frisch 1, 441c. g) helm im schiffbau: helm, héaume, heiszt auf den schiffen der knopf, der am griffe des steuerruders befestiget ist. es wird auch für den ganzen griff genommen. Eggers kriegslex. 1, 1182;

ich will wie an dem helm im schiffe, am alles tröstenden begriffe von dir (gott) und deiner weisen güte stehn. Seume ged. 49.

h) helm, eine schneckenart, buccinum galea, helmschnecke. Nemnich 1, 697.

Letzte Änderung am 05.02.2018 durch V.S.
Link http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=helm
Lemmata