LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe fallan, firstfallî, marahfalla, marahfallî (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 3, Sp. 1277-1287
Inhalt

fallen , cadere, labi, ahd. fallan fîal fiel fielun, mhd. vallen viel vielen, alts. fallan fêll fêllun, mnl. vallen vel vellen, nnl. vallen viel vielen, ags. feallan feoll feollon, engl. fall fell, altn. falla fêll fêllo, schw. falla föll föllo, dän. falde faldt und föll, vgl. GDS. 839. das merkwürdigste ist die gänzliche abwesenheit des worts im goth., wo man fallan, faifall erwartete, wo aber für πίπτειν driusan, gadriusan erscheint, ags. dreosan, während vom ahd. triosan nur das schwache trôran, goth. drausjan und trôr, cruor, altn. dreyri, das fallende, triefende blut übrig ist. auch πτῶμα (cadaver) und πτῶσις sind bei Ulfilas verdeutscht leik und drus, nicht durch fall. urverwandt unserm fallen steht nun zunächst das lit. pulti, lett. pult, und lit. plis ist fall, plimas niederlage; frage ist, wie kann das l beider formen mit der lingualis des skr. pat cadere und volare, des sl. padati, pasti cadere ausgeglichen werden? l und d wechseln sattsam (GDS. 354. 355), ll zu deuten, braucht man nicht ans sl. padl gefallen zu denken, das sich in ll assimiliert hätte. πίπτω πέπτωκα scheint πιπέτω aus πέτω, πέτομαι, πέταμαι fliege, falle in die höhe, nach dem doppelsinn des skr. pat (cadere und volare, devolare und evolare, niederfliegen und auffliegen), wie sich bei rîsan, reisan die bedeutungen cadere und surgere nebeneinander entfalten (GDS. 664), obschon fallen, pulti und padati nur senkung, nicht erhebung auszudrücken scheinen (doch sehe man hernach der nebel fällt); vgl. auch lat. petere und unser bitten, zur erde fallen (2, 52). noch mehr licht verbreitet sich auf diese wurzel durch die wörter πέταλον, πετεινόν und πτερόν, ahd. fëdara, altn. fiöður, lit. plunksna, lat. penna, wo die goth. gestalt wieder entgeht. ob sich lat. cado, ir. cadaim zu sl. padu, padam verhält wie quatuor, ceathair zu pedwar, fidvôr? doch hat Bopp cadaver, den gefallnen leib, leichnam verglichen mit skr. kalêvara (Böhtling 2, 165), wo sich dann k für p und schon l für d oder t eingefunden hätte. man dürfte auch, zumal für unser transitives fällen, das gr. πάλλειν schwingen, lat. pellere treiben in erwägung ziehen. fallen steht immer intransitiv, das transitivum lautet fällen. nur die composita anfallen, überfallen, befallen werden transitiv. höchstens liesze sich in den redensarten einen todt fallen, sich todt, lahm fallen an transitivbedeutung denken, sie meinen aber im fallen tödten, lähmen und nicht fällen = todt schlagen, vgl. sich einen zahn ausfallen.

Letzte Änderung am 24.01.2018 durch V.S.
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Lemmata