LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe êuua, êuuî (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 3, Sp. 1200-1204
Inhalt

ewig , aeternus (für aeviternus, wie aetas für aevitas, vgl. longaevitas), goth. ajuks (aus ajukduþs zu folgern und gebildet wie ibuks, retrogradus) und aiveins, ags. êce, æce (für ævece?, das v geschwunden wie in schnee oder in umserm eisch, goth. aivisks), ahd. êwîc (für êwih?) und êwîn, daneben auch êwînic, mhd. êwic, nhd. ewig, alts. êwig und êwîn, nnl. eeuwig, altn. æfinlegr, schw. dän. evig, nach hd. ewig, daneben schw. evinnerlig, dän. evindelig nach altn. æfinlegr oder ahd. êwînic. evinnerlig und evindelig sind feierlicher, höher als evig, zuweilen aber stehen sie in verstärktem ausdruck gehäuft: dän. evig og evindelig. Asbjörnsen folkeeventyr s. 53. engl. eternal nach fr. éternel. unser ewig bedeutet nun 1) das immerwährende, endlose: der ewige gott, vater, der ewige sohn; Abraham aber pflanzt bewme zu Bersaba und predigt daselbs von dem namen des herrn, des ewigen gottes. 1 Mos. 21, 33; die ewige jungfrau;

sie hält den ewgen sohn an ihrer brust. Schiller 486b;

sie (die götter) halten die herschaft in ewigen händen. Göthe 9, 78;

eh vor des denkers geist der kühne begrif des ewgen raumes stand, wer sah hinauf zur sternenbühne, der ihn nicht ahnend schon empfand? Schiller 23a; als wäre um ihn her die welt weggeblasen und er allein mit dieser Julia im ewigen leeren? 145a; bergmännisch, ewige teufe, eine unbegrenzte tiefe, ewige gänze, unbegrenzte länge eines grubenmaszes; verleihen in ewige teufe, bei streichendem grubenfelde dem beliehenen das recht ertheilen innerhalb seiner feldlänge die lagerstätte so tief abzubauen als sie reicht oder er vermag; ewiger tag, ewige nacht, ewige finsternis; die ewige zeit; da wird keiner in ewige zeit (jemals) frei gelassen. Frank weltb. 183a;

ein blutger hasz entzweit auf ewge tage die häuser Friedland, Piccolomini. Schiller 386a; das ewige leben, die ewige seligkeit; teglich sünd hindern dich an dem verdienst ewiger selikeit. Keisersb. s. d. m. 7b; auf das alle die an in gleuben nicht verloren werden, sondern das ewige leben haben. Joh. 3, 15;

hinüber zur ewigen freude sie schlief. Schmidt von Wern. 295. das ewige, immer fortrinnende wasser, das ewige immer unterhaltne feuer; die ewige lampe;

felsen stehen gegründet, es stürzt sich das ewige wasser aus der bewölkten kluft schäumend und brausend hinab. Göthe 1, 317; wer ist unter uns, der bei der ewigen glut wone? Es. 33, 14; und werdest in das ewige fewer geworfen. Matth. 18, 8; gehet hin von mir, ir verfluchten, in das ewige fewer. 25, 41; ewiger schnee lagert auf dem gipfel des berges; marmor und feuersteine, die ewigen begleiter dieses edleren kalkgesteins. Göthe 28, 160;

ja, es ist alles beseelt in deinen heiligen mauern, ewige Roma, nur mir schweiget noch alles so still. 1, 259.

2) einen ewigen namen wil ich inen geben, der nicht vergehen sol. Es. 56, 5; ein ewiges gedächtnis, andenken; ewiger ruhm, ewiges lob; ein ewige gnade wird aufgehen. ps. 89, 3; gedenke an den ewigen bund zwischen gott und allem lebendigen thier in allem fleisch, das auf erden ist. 1 Mos. 9, 16; ich wil mich in ein ewigen und keuschen stand begeben (nonne werden, ewige jungfrauschaft geloben). buch d. l. 239, 2; einen ewigen frieden schlieszen; ewige treue geloben; ein ewig recht sei das. 3 Mos. 16, 31; ich hatte meinen ewigen anspruch auf die freuden der welt zerrissen. Schiller 204a;

o gott, ihr kommt.'den letzten, ewigen abschied von meiner königin zu nehmen'. 439b; gleich den folgenden tag schrieb Oranien der regentin den abschiedsbrief, worin er sie seiner ewigen achtung versicherte. 849a; und ewige jugend schwör ich mir selbst. Schleiermacher monologen 140; die äuszere welt mit ihren ewigsten gesetzen, wie mit ihren flüchtigsten erscheinungen. s. 5; das gefühl ewiger dankbarkeit;

bei meinem saitenspiele segnet der sterne heer die ewigen gefühle. schlafe! was willst du mehr? die ewigen gefühle heben mich, hoch und hehr, aus irdischem gewühle. schlafe! was willst du mehr? Göthe 1, 98. ewige lieder singen. von des verbannten Ovids gedichten im Getenland redend sagt Fleming:

das ewige latein brach Zynops wilde flut, hiesz Sagarn zahmer sein. 76; und anderwärts:

das ewige latein war ihm fast mit der milch der mutter gangen ein. 136, das unvergängliche, nicht aussterbende latein. im deutschen recht heiszen abgaben, die immer bestehen, nicht erlöschen sollen, ewige: ewig kernengelt. weisth. 1, 212; ix simmern korngeldis ewiger

iserngulde. Baur Arnsb. urk. s. 707 (a. 1416); eine ewge gans alle jar zu geben. Thomas oberhof s. 303 (a. 1354); vgl. ewiggeld, ewigkuh, eiserne kuh, ewiges rind und RA. 593. 3) ewige, dauernde schande; mhd.

ëʒ wirt ein êwic schande den Griechen algelîche. tr. kr. 22630; auf das ir land zur wüsten werde, inen zur ewigen schande, das wer fur ubergehet sich verwundere und den kopf schuttele. Jer. 18, 16; und viele, so unter der erden schlafen ligen, werden aufwachen, etliche zum ewigen leben, etliche zu ewiger schmach und schande. Dan. 12, 2; das wort we in der geschrift wirt gemeinlich genumen für ewige verdamnis und umb todsünd. Keisersb. s. d. m. 6b; das ist ein gewis zeichen ewiger verdamnis, so es einem in sünden wol gat. 18a; ewige strafe, gefangenschaft; ewige verbannung, landesverweisung; ewige feindschaft, ewiger hasz, krieg;

es erben sich gesetz ued rechte wie eine ewge krankheit fort, sie schleppen von geschlecht sich zum geschlechte und rücken sacht von ort zu ort. Göthe 12, 97.

4) oft drückt ewig nur das langwierige, dann auch leicht peinliche, langweilige aus: so manches ewigs jar. Murners luth. narr 2279; das ewige geplaudre. Lessing 1, 267; hast du mir nicht so eben versprochen, das ewige geächz und gekrächz zu unterlassen? Wagner kinderm. 59; ich sah sie den gestrigen langen, ewigen tag nicht. Klinger 1, 376; dasz man sie, wenn alle theile beisammen wären, von dem ewigen suchen abbringen könnte. Göthe 20, 277; dasz man mit nachbarn und nachbarinnen im besten vernehmen und immer in einem ewigen gefälligkeitswechsel stehen müsse. 20, 290; dasz ein ewiger wechsel, er sei nun von officieren oder gemeinen, auf die einquartierung des grafen folgen würde. 24, 135;

und ihr leben ist immer ein ewiges gehen und kommen. 40, 311; wie sodann auch solche unschuldige seelen botanische lehrbücher in die hand nahmen, so konnten sie nicht verbergen, dasz ihr sittliches gefühl beleidigt sei, die ewigen hochzeiten, die man nicht los wird, bleiben dem reinen menschensinn unerträglich. 58, 177; meine ewigen fluszfieber kehren immer wieder. Niebuhr 2, 310; bei jeder mahlzeit die ewigen kartoffeln. 5) in allen angeführten stellen war ewig attributiv, es kann aber auch für sich allein stehen:

wer ewigs umb zergenglichs git. Brant 89, 32, das ewige für das vergängliche; weger wer dir gewesen, das du ein zeitlichs hettest verloren, weder das du des ewigen mst beraubt sein. Keisersb. s. d. m. 22a; nun wirt weiter niemands von dir frucht essen ins ewige. Reiszner Jer. 1, 114b. oder praedicativ: sein güte ist ewig. ps. 128, 8; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig (goth. þô gasaihvanôna riurja sind, iþ þô ungasaihvanôna aiveina). 2 Cor. 4, 18; ein haus, nicht mit henden gemacht, das ewig ist im himel (gard unhanduvaurhtana aiveinana in himinam). 5, 1. hier zeitlich, dort ewig. Schuppius 278. 6) man merke: welchs doch mannichs ewigs mal von den allerbesten catholischen vergessen wird. bienenkorb 196b = oft und lange.

Letzte Änderung am 23.01.2018 durch V.S.
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