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Hirte und Hirtenbräuche: [...] Einige H.n, die noch im Pactus genannt werden, treten in anderen Zusammenhängen auf oder werden gegen Personen mit modifizierten Aufgabenbereichen ausgetauscht. So wird z. B. der stotarius ,Pferdehirtdurch den mariscalcus ,Pferdeknecht , der 12 Pferde betreut, ersetzt. Letzterer wird im Zusammenhang mit gehobenen Unfreien einer Grundherrschaft genannt: mit dem Koch, der Jungköchen vorsteht (cocus, qui iunorem habet), dem Bäcker und dem Gold- und Silberschmied. Ihr Bußgeld ist mit 40 solidi (Solidus) das gleiche wie das des Schweine-H.n, der eine Herde von 40 Schweinen beaufsichtigt. Mit der Ausweitung der einzelnen Grundherrschaften und ihrer wirtschaftl. und polit. Bedeutung wandeln sich die Berufe. Der Pferde-H. wird zum Pferdeknecht im Zusammenhang der Grundherrschaft, ein gehobener Unfreier mit besonderer Verantwortung. Er war im Sommer für die Weidehaltung der Pferde zuständig. Diese konnte auf umzäuntem Gebiet, aber auch als H.n-Tätigkeit ausgeübt werden. Darüber hinaus hatte der Pferdeknecht jedoch noch viele andere Aufgaben, wie die Winterstallhaltung, die Betreuung der Pferde bei Heerzügen und friedlichen Reisen. Die Gesetzesbestimmungen zeigen, daß sich die Tätigkeit des Pferde-H.n ausweitete und sich damit eine Bezeichnungsänderung durchsetzte. Sie zeigen zudem deutlich einen Zugriff in Richtung auf die Gleichstellung ,gehobener Unfreier`. Im Spät-MA sank das Ansehen des Schweine-H.n in den meisten Gegenden; der Pferde- wie der Kuh-H. verdienten mehr Lohn und genossen ein größeres Sozialprestige (20, 109) [...].
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