LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe êuua, êuuî (RGA)

Wörterbuch Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter.
Fundstelle Bd. 8
Inhalt

Ēwa: a. Das nur in westgerm. Sprachen sicher bezeugte Rechtswort ahd. ēwa, ēa F., mhd. mnd. ē, ēwe F., as. eo M., afries. ā, ē, ēwa, ēwe, ags. œ́, œ w F. gehört zu den Grundbegriffen frühma. Rechtsterminologie. Es begegnet bereits in den Leges barbarorum, den Stammesrechten des Kontinents (5.-9. Jh.), die zwar lat. abgefaßt sind, aber im lat. Kontext auch volkssprachige Wörter wie ēwa enthalten. So ist das Stammesrecht der Chamaven in einer Hs. mit notitia vel commemoratio de illa euua, quae se ad Amorem habet überschrieben. Ewa bezeichnet bei Chamaven, Sachsen und Bayern zunächst das ungeschriebene Gewohnheitsrecht im Gegensatz zu dem mit dem Kg. vereinbarten pactus, ahd. gizumft, und dem gesetzten Recht der Kapitularien. Doch bereits im Capitularium Saxonicum von 794 (MGHCap. I, 71 c. 10) ist mit ewa Saxonum die Aufzeichnung des Stammesrechts gemeint. Der Bedeutungswandel spiegelt den Übergang von der mündlichen zur schriftlichen Überlieferung des Rechts bei den Germ. wider, der durch die Stammesrechte der Kontinentalgermanen eingeleitet worden ist. Die Bedeutungsverengung von ēwa, ē ,Gesetz‘ > ‚matrimonium‘, eine Entwicklung, die dem heutigen Gebrauch von Ehe vorausgeht, findet sich in einem Zusatz zu Notkers Psalmenkommentar (146,8) aus dem 12. oder 13. Jh.; in der sog. schwäbischen Trauformel (12. Jh.) ist mit der Formel nâh Swâbe ê, nâh Swâbe rehte der Terminus technicus mit seiner alten Bedeutung ‚Recht, Gesetz‘ erhalten [...].

Letzte Änderung am 12.01.2018 durch V.S.
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