Literatur Haubrichs, Wolfgang: Quod Alamanni dicunt. Volkssprachliche Wörter in der Lex Alamannorum. (lidiscartî)
Autor | Haubrichs, Wolfgang |
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Titel | Quod Alamanni dicunt. Volkssprachliche Wörter in der Lex Alamannorum. |
Weitere bibliographische Angaben | Brather, Sebastian (Hg.): Recht und Kultur im frühmittelalterlichen Alemannien. Rechtsgeschichte, Archäologie und Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts. Berlin/Boston: de Gruyter (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanschen Altertumskunde 102) 2017. |
Fundstelle | S. 191f., 204 |
Zitat | lith-, lidiscardi Grammatik: Subst. N. Sg. Bedeutung/-wandel: Es handelt sich um das Abschneiden einer Ohrhälfte. Lid-scardi wurde in jüngerer Zeit vermutlich nur noch für die Verletzung anderer Körperteile (Gliedmaßen) gebraucht. Übersetzung: „Körperteil-Verletzung oder -Scharte“ (allgemeiner, nicht nur für die Ohren gebrauchter Begriff); teilweise auch als or-scardi ‚Ohr-Wunde‘ überliefert (Präzisierung) Etymologie: lith-, lidi-scardi f. (Subst. N. Sg.) ‚Glied-, Körperteil-Verletzung, -Scharte‘ < germ. *liþu- m. ‚Glied‘ (vgl. got. liþus, ae. liþ, afries. lith, ahd. lid, as. liđ; dazu Kollektivbildung ahd. gi-lid) + vorahd. *skardif. ‚Scharte‘ (vgl. mhd. scharte, mndl. scaerde), Substantivierung zu *skar-da- ‚zerhauen, schartig‘ (ahd. -scart, as. skard, ae. sceard). Vgl. mhd. lidescharte ‚Verletzung eines Gliedes‘; Adj. ahd. liduscart ‚murcus‘ bzw. ‚clinicus‘ (Glossen), mhd. lideschart, lide-schertig ‚an den Gliedern zerhauen, verstümmelt‘. Das Wort ist ahd. und mhd. nahezu ausschließlich im oberdeutschen Raum bezeugt. Die Überlieferung hält z. T. mit dem Graphem <th> das germ. [þ] fest. Eine Verknüpfung mit as. wliti ‚Antlitz‘, Lex Saxonum und Lex Thuringorum wliti-wam ‚Gesichtsverletzung‘ ist oberdt. wegen fehlender Lautverschiebung nicht möglich, wie auch das entsprechende ahd. ant-lizzi ‚Antlitz‘ mit Lautverschiebung [t] > [ts] (geschrieben <zz>) zeigt. Sprachzugehörigkeit: Süddeutscher Bereich Textuelle Funktion: Die lateinische Formulierung wird durch einen unspezifischen Ausdruck erläutert. Das Detail der Ohrverletzung wird in die sonstigen Körperteil-Delikte eingeordnet. |
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