LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Literatur Niederhellmann, Annette: Arzt und Heilkunde in den frümittelalterlichen Leges. Eine wort- und sachkundliche Untersuchung. (wasilus)

Autor Niederhellmann, Annette
Titel Arzt und Heilkunde in den frümittelalterlichen Leges. Eine wort- und sachkundliche Untersuchung.
Weitere bibliographische Angaben Berlin/ New York 1983.
Fundstelle S. 203ff.
Zitat

Die Glosse wasilius bezeichnet wohl ein Sekret und ist ohne metasprachliche Markierung in den Text der Lex Alamannorum (Tit. 7, 1-5) eingefügt und zeigt somit Interferenzerscheinungen. Außerdem taucht der Begriff auch im PLS (Tit. 9,1-3) auf. Die Übersetzung des Begriffs hängt von lat. nervora ab, welches verletzt werden muss, damit wasilius austritt. mlat. nervora bezeichnet 'Nerven, Sehnen, Bänder' aber auch 'länglich geformte Körperteile, Muskeln'. In diesem Absatz übersetzen Eckhardt und Schwanenflügel 'Muskel', allerdings würde eine Muskelverletzung, welche in den meisten Fällen eingetreten sein musste, keinen eigenen Absatz rechtfertigen. Es gibt bisher keine einheitliche Übersetzung, aber dass eine Flüssigkeit gemeint war, lässt sich auch sprachlich stützen: ahd. wasal 'Regen', as. waso 'Regen, feuchter Grund, Schlamm', ae. wōs 'Saft, Brühe', mnl. mnd. mhd. wase 'feuchter Rasen, Schlamm' und mnd. wōs 'Schaum, Absud, Saft' zu idg. *ues 'feucht, nass'. Es ist anzunehmen, dass darauf abgezielt wird, dass im Heilungsverlauf weiterhin Flüssigkeit aus der Wunde abgesondert wird; etymologisch ist eine 'wässrige Flüssigkeit' wahrscheinlich. Möglich ist als die Deutung als (eitrig)-seröses Wundsekret.

Lemmata
  • wasilus (Lex Alamannorum)