LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe kampfwîg (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 11, Sp. 138-144
Inhalt

kampf, m. pugna, certamen, ahd. champh, mhd. kampf; altfries. kamp, komp (auch n.), ags. camp, comp, engl. erloschen; alts. nd. nl. kamp; dän. schw. kamp, wie es scheint unter deutschem einflusz, denn altn. isl. norw. heiszt es kapp n. (wie kappi gleich kämpe, kämpfer), weicht auch in der bed. etwas ab, es ist haupts. eifer, wetteifer, daher noch schw. norw. i kapp, dän. omkap um die wette, schw. aber auch i kamp Rietz 305b (vgl. 2, a). merkwürdig auch finn. kamppi pugna, kamppaan luctor, kamppaus luctatio, und kimppu aggressus ad colluctandum, kimpustelen colluctor; und auch im kelt. zeigt es sich, welsch camp f. kampfspiel, kampfpreis, ceimmyn wettkämpfer, wettspieler, u. a., diesz vielleicht ags. einflusz. Die alte ableitung von lat. campus (so noch Weigand, Wackernagel) knüpft sich an dessen mittelalterlichen gebrauch für zweikampf, haupts. den gerichtlichen, campus judiciarius, judicatorius, auch blosz campus (RA. 798), das kampfgericht judicium campi in altgerm. gesetzen (vgl. RA. 929, kämpfe, kampfrasen), franz. noch im 16. jh. champ de bataille weisth. 4, 452. 453. 464; in der lex Bajuv. heiszt der gerichtliche zweikampf deutsch chamfwîc, ebenso ags. compvîg, altengl. campfight (vgl. kampfstreit), mit freilich auffallender doppelung, denn schon wîc, fight ist kampf, und die zusammensetzung mit einem fremden wort scheint eher denkbar als die zweier heimischer (doch vgl. z. b. zigengeiʒ Dief. 93b). das alte campus gibt für diese bed. keinen andern anhalt als den campus Martius in Rom, den tummelplatz für leibesübungen und wettspiele, wie für soldatische exercitien, vgl. bes. campidoctor exerciermeister (Fischart nennt darnach den tummelplatz Grandgoschiers mit den seinen kampfmartische walstatt Garg. 83a, 142 Sch.); und auch andre städte des röm. reichs legten sich gern nach Roms vorbild einen solchen campus Martius oder campus zu, im Rheinland z. b. Mainz, Trier. wie nun die Deutschen das wort für ihr unentwickeltes schreiben, ahd. rîʒan, alts. wrîtan, ags. vrîtan, dem lat. scribere gegenüber meist aufgaben, weil diesz ihnen die neue kunstform des schreibens entgegenbrachte, so wäre es wol denkbar, dasz sie auch trotz ihres eignen wortreichthums für kampf, hadu, wîc, strît, gund, vehta, ernest u. a., noch ein röm. wort aufgenommen hätten das ihnen etwas neues brachte. sie sahen aber wol bei den Römern, wie etwas neues, die verfeinerte fechtkunst, geübt von gladiatoren und kunstfechtern auf dem campus Martius; der kunstkämpfer hiesz mlat. campio, s. DWB kämpfe. auch ist kampf nicht streit schlechthin, sondern ursprünglich und noch lange der kunstmäszige einzelkampf (s. 1). dabei scheint bemerkenswert dasz kampf oder eine seiner ableitungen im Nibelungenlied nicht vorkommt, es fehlt noch im lied vom hürnen Seifried, so viel da von streiten, fechten und einzelkampf die rede ist; auch in der Gudrun erscheint nur kempfe m. Trotz alledem aber ist die sache unsicher; es fehlt das bindende glied zwischen altlat. campus und kampf; jenes hätte den Deutschen zukommen müssen als fertiges kunstwort für den kunstkampf (nicht für kampfstätte), sie haben aber dem anschein nach diesen begriff erst selbst in campus hineingetragen, von ihren gerichtskämpfen aus, die den Romanen fremd waren, so dasz wie oft zwei sich fremde, aber ähnliche worte im gebrauch verflossen. kampf findet aber ausreichenden und unabweisbaren anhalt in wörtern, die einheimisch aussehen, s. DWB kampeln 4, kampel sp. 137. wie die ältesten werkzeuge (sp. 18), so sind die ältesten waffen des menschen gewiss faust, nägel, zähne, und wie pugnare kämpfen deutlich auf pugnus faust zurückgeht (3, 1378), so schlieszt sich kampf trefflich an an kafeln nagen, dann schneiden sp. 18 und seine verwandten, auch kappen hauen, abhauen; für die form bildet die brücke engl. champ, isl. kampa kauen = kafeln, oder kampeln = kabbeln sich zanken. beide bedeutungen aber sind wieder vereinigt in keifen und zubehör: keif, keib streit, zank, mnd. kîf kampf, vgl. kibbeln gleich kabbeln, und andrerseits kifen, kifeln nagen, kauen, kifel kinnbacken, kauwerkzeug u. a., die sich nah an kafeln anschlieszen. auch Kuhn zeitschr. 1, 135 wollte schon kampf lieber mit jenen wörtern zusammenstellen, s. sp. 102; die da fragweis angenommene doppelwurzel k-mp und kr-mp (vgl. z. b. strumpf gleich stumpf, schwäb. strempfel gleich stempfel, vgl. sp. 107 unten) liesze sich für kampf leicht wiederfinden in Stielers krämpeln = kämpeln sich zanken, vgl. DWB krämpel kralle. erwähnenswert scheint auch isl. kantaz sich zanken, zusammengehalten mit nd. katten hauen, schneiden (s. DWB kafeln 2) und schott. chattle kauen, s. dazu sp. 6. merkwürdig endlich md. kempt duellum Dief. 192b, vgl.kampt sp. 102, kaft sp. 20. nord. kapp verhält sich zu kampf wie svöppr zu ahd. swamp schwamm, Frakki zu Franke.

Letzte Änderung am 06.02.2018 durch V.S.
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