LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe in, in, in-fang, inanbina ambilicae, inchlauina, incrocare, indida, instrigare, lidinlaib (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 10, Sp. 2081-2104
Inhalt

in, praep. , mit dat. und acc., in. A. Form. 1) die praep. ist gleichmäszig über alle deutschen dialecte in derselben form verbreitet, nur im altnord. î, schwed. dän. i ist der nasal abgefallen. im ahd. selten (Graff 1, 295), im mhd. häufiger findet sich die form en für in, die im nhd. enzwei (theil 3 sp. 672) noch nachklingt. urverwandt sind griech. ἐνί, ἐν, εἰς, lat. in, altlat. en, litt. i, aus dem demonstrativstamme sanskr. aná dieser erwachsen (Bopp 3, 495); die sonderung der praep. an, goth. ahd. ana (theil 1, 283) und der praep. in hat sich erst innerhalb des germanischen ausgebildet und nicht einmal streng vollzogen, denn wie beide in einer groszen anzahl von verbindungen für einander stehen können (vgl. theil 1, 284), so hat der sprachgebrauch des ältern niederdeutschen gebiets (alts. ags. fries.) an, on überhaupt bevorzugt und in allen fällen für das viel seltener erscheinende in verwendet. 2) von in trennt sich, was bei andern wörtern dieser gattung im deutschen nicht geschieht, die adverbialform ab, und zwar als eine doppelte, den beiden hauptrectionen der praeposition entsprechend. dem in als praep. des weilens, der ruhe geht zur seite für den begriff intus unser inne, innen, dem in als praep. der bewegung unser ein für den begriff intro; nicht anders stehen gothisch gegenüber inna, innana und inn, altnord. innan und inn, ags. inne, innan und inn:

undôð me snióme duru sôðfästra eác, þær ic gange inn. ps. 117, 19, doch häufiger nach dem brauch, der vereinfachung der geminata im auslaute fordert, in geschrieben; alts. innen, inne intus und in intro, für das sich die schreibung inn nicht mehr nachweisen läszt, in ganz gleicher weise auch ahd., so dasz sich hier das adverb des zieles und der bewegung von der praepositionsform nicht scheidet. mhd. zunächst auch innen, inne und dagegen in; bald aber kommt für den begriff intro ein gedehntes în auf, das sich ausbreitet und in unser nhd. ein übergeht. während das ahd. mhd. adverb in intro sicher nur aus früherem inn, der älteren, übereinstimmend goth., altnord. und ags. erscheinenden adverbialform entstanden und demnach ursprünglich als weiterbildung der praep. in zu fassen ist, als welche inne, innen intus ohne weiteres sich ergibt, müssen wir mhd. în, nhd. ein intro als eine junge dehnung des alten inn, in ansehen. von welcher mundart aus dieselbe um sich gegriffen hat, ist nicht zu sagen, sondern nur darauf aufmerksam zu machen, dasz wie die gedehnte form în sich mhd. vorzüglich in bairischen und fränkischen quellen findet, gerade in solchen später auch die gedehnte form ein für die praep. erscheint (s. nachher no. 4). das niederdeutsche und anstoszende mitteldeutsche gebiet hat im adverb in intro und seiner zusammensetzung 'rin herein die alte kürze bewahrt (intus heiszt dort inne); und quellen dieser heimat zeigen die angegebene form auch wol in der schriftsprache: von einem schiffe mit einem hangenden roder, das daselbst ausz oder in ledet. weisth. 1, 621 (Westerwald, von 1563); alle jair na dem herpst, so der letzte drube (die letzte traube) in ist. ebenda; die linienschiffe .. die leider sehr zurück waren, weder die kanonen in, noch die steegen auf hatten. Niebuhr leb. 2, 41. Die form inne intus kürzt sich, in den verbindungen darin, worin, hierin, schon seit dem mhd. ebenfalls zu in, selten in freierer stellung: wann einer, so auf freiers füszen gehet, in ein haus, da jungfern in seind, kommt. ped. schulfuchs 39; wo ein Böhm kuder aus einem haus trage, da werde gewiszlich kein Teutscher flachs in finden. Simpl. 3, 15 Kurz;

das erdreich ... ein spiegel ist es, da man gott in schauen kan. Rist Parn. 683. daneben ist die kürzung in allen fällen häufig, wo inne- als erstes glied von compositen steht, wie unten an alphabetischer stelle eine ganze reihe von worten erweisen, bei denen doppelformen mit inne- und in- gebräuchlich sind. 3) in solchen compositen ist vermengung des inne-, in- mit ein- nicht unhäufig, wie ebenfalls die beispiele unten an alphabetischer stelle darthun, zu denen die betreffenden nebenformen mit ein- erwähnt sind, die auch ihres ortes nachgeschlagen werden müssen. eine feinheit älterer sprache war es, die participia präteriti von verben der thätigkeit, die mit ein- zusammengesetzt, auf in- für inne- zu bilden, und auch dadurch das passive der genannten bildung hervorzuheben, rest dieser art ist noch heute inbegriffen von einbegreifen, früher auch inbewohnt von einbewohnen, inbunden von einbinden, ingeben von eingeben, ingeschlossen von einschlieszen u. a., s. unten. aber gerade hier hat sich ein- für in- am frühesten und am regelmäszigsten festgesetzt. 4) vorzüglich bairische und fränkische quellen des 14. jahrh. und später haben ein für die praep. in (vgl. oben theil 3, 140 und Schm. 1, 93 Fromm.): und sullen ouch di selben funf man .. keinen zu in ein die verbuntnüʒʒe nemen, di an dem auflaufe und an der zweiung zu Nuremberch schuldig sein. d. städtechr. 3, 329, 14 (von 1349); daʒ uberig volk nit ein die kirchen zu lassen. 363, 24 (15. jahrh.); darzu legt ein paumeister ein dieselben puchsen alle wochen vier, sechs oder acht pfunt alt (geld). Tuchers baumeisterb. 68, 4;

sie (Maria) gebar ihren ersten sohn, den wickelts ein und legt ihn ein das krippelein. H. Sachs 1, 61a;

die alt sprach: wenn vol (betrunken) ist dein man, so schaw und bring in ein das pett. 445c;

es ist auch schlesisch: man vorbut (verbeut) mannen und knechtin, das si nicht also hin und wedir ein der kirchen sullen gen spazirn kaufslein und reden. Görlitzer stat. 394;

îch oder hîlt mei gänsebliemel ei handen. Holtei schles. ged. (1874) s. 88; auch aus Obersachsen zu belegen, wenn das nachfolgend citierte gedicht um Dresden entstanden ist:

fürwahr ganz einen andern ziel gott ein seinen rath beschlossen (hat). lied von 1629, im anz. des germ. mus. 1865, sp. 58, 20.

5) verschmelzungen der praep. mit dem artikel kommen vor, im für in dem, inn, in für in den (acc. sing. und dat. plur.), ins für in das und in des, welche an alphabetischer stelle zu sehen sind. selten und nur in ältern quellen ind für in die:

daʒ wir stechen mit dem gast, und bindent uns ind sättel vast. ring 3d, 21;

jetzt so ich int eh kommen bin. H. Sachs 1, 475b.

6) dagegen ist für im bloszes in gesetzt: ich komme nach Leipzig, an einen ort, wo man die ganze welt in kleinen sehen kan. Lessing 12, 5 (von 1749); ich kam in diesen übungen so weit, dasz mich diejenigen selbst, die mir in voraus alle geschicklichkeit darinnen absprechen wollten, einigermaszen bewunderten. ebenda;

hett ich in leben gts geübt, jetz rwet ich ewig unbetrübt. Schwarzenberg 114b.

Letzte Änderung am 06.02.2018 durch V.S.
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