LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe harpha (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 10, Sp. 474- 477
Inhalt

harfe, f. 1) psalterium, cithara. ahd. harapha, harpha, haraffa, harffa (Graff 4, 1031), mhd. harpfe, härpfe, herpfe; ags. hearpe, engl. harp; altnord. harpa. die romanischen sprachen entlehnen das deutsche wort: span. ital. arpa, portug. harpa, franz. harpe, wo aber in der form ein anderes harpe klaue, haken gleich geworden ist, das dem lat. harpe hakiges schwert, harpgago haken entstammt. von einer verwandtschaft des deutschen harfe mit diesen letzteren lat. wörtern, sowie mit griech. ἅρπη, ἁρπάζειν, wie, wenn auch zweifelnd, gemeint wird, kann nicht die rede sein; die lautgleichheit verbietet an urverwandtschaft zu denken, die gleichmäszige alte verbreitung der harfe über alle deutsche stämme, und der umstand, dasz schon seit den ältesten zeiten eine anzahl nicht unkünstlicher musikalischer instrumente mit einheimischen namen erscheinen, an eine entlehnung, die auszerdem eine unglückliche wäre, insofern das entlehnte wort die form des geräts nicht einmal genau ausdrückte. aber alle alten deutschen musikinstrumente haben nicht nach ihrer form (wenn wir von horn absehen, das aus leicht begreiflichem grunde seinen namen von dem thierhorne empfieng), sondern mit feinem tacte nach ihrer klangfarbe den namen erhalten: so ahd. swegala pfeife (goth. svigla ist nach sviglja pfeifer, sviglôn pfeifen vorauszusetzen), von ihrem hellen, scharfen tone, da ags. svegle, alts. suigli hell, sowol in bezug auf gehör, als auf gesicht bedeutet; ags. hvistle, engl. whistle, kleine flöte, das mit ahd. hwispalôn wispern zusammenhängt; ags. bême, bŷme heerhorn, als weithin rufendes, mit griech. φήμη, lat. fama verwandt; mhd. gîge geige, wegen ihres gleitenden, wiegenden tones, altn. geiga oscillieren, mhd. bei G. v. Neifen (52, 13) sind in einem wiegenliede wigen, wagen, gigen, gagen zusammen verwendet um das schaukeln der wiege zu malen; und so wird auch harfe nach dem rauschenden, vollen klange, der noch durch einen resonanzboden verstärkt ward, den namen empfangen haben, und in der wurzel mit hall (sp. 227) und ahd. harên clamare übereinstimmen. ein ähnliches saiteninstrument, altfränk. chrotta, ahd. mhd. rotta, rotte, zeigt auch ähnliche etymologische bezüge auf, insofern es mit altind. krand rauschen, dröhnen, schreien (Böhtlingk-Roth 2, 475) zusammenhängt. Als deutsches instrument führt die harfe Venant. Fortunatus auf plaudet tibi barbarus harpa. carm. 7, 8; und diese auf niederfränkischem lautstande beruhende mittellateinische form ist auch in spätern lateinischen gedichten, die in Oberdeutschland entstanden, gewahrt: est, ait, hic harpa, melior qua non erit ulla, in qua, dum vixit, meus heros symphoniavit. Ruodlieb 8, 30, während die hochdeutsche form das inlautende pf bis über das 17. jahrhundert hinaus hält (das unglück .. der harpfen. Schuppius 695; noch Frisch gibt nur die form harpfe an), wenn schon inlautendes f schon frühe, namentlich in mitteldeutschen gegenden überwiegt: cithara, harff, harfe, harfen Dief. 124a; vier und zwenzic eldesten, und di hîlden ire harfin. Behaims evang. buch, 3. vorrede 6b; vgl. die unten folgenden bibelstellen. Die harfe, die im frühen mittelalter in begleitung von gesang oder ohne solchen zum tanze tönt (Ruodlieb 25 ff.), veraltet später für diesen zweck und wird namentlich durch die geige verdrängt, aber zur begleitung des liedes wird sie vor wie nach gebraucht: losete sêre an einer stete eime leiche, den ein harpher tete. Trist. 89, 29 (vergl. die schilderung eines harfenspiels mit lied 90, 27 ff.). in der nhd. bibelsprache: so nam David die harffen, und spielet mit seiner hand. 1 Sam. 16, 23; zu singen im hause des herrn mit cymbeln, psaltern und harffen. 1 chron. 26, 6; sie jauchzen mit pauken und harffen, und sind frölich mit pfeifen. Hiob 21, 12; meine harffe ist eine klage worden, und meine pfeiffe ein weinen. 30, 31; wach auf, psalter und harffe. ps. 57, 9; lobet den herrn mit harffen, mit harffen und psalmen. 98, 5; pfeiffen und harffen lauten wol. Sir. 40, 21; laszt die harffe klingen, laszt die laute singen, stimmt den psalter an. Opitz psalm. s. 61; Israels heiliger, die seiten der harffe sollen dir erklingen für und für. s. 135; das 16. und 17. jahrh. braucht sonst das wort wenig, die harfe sinkt zu einem gemeinen instrument herumziehender spielleute herab, auf dem titelholzschnitte zu Grimmelshausens erstem beernhäuter (1684) wird von solchen ein trio durch baszgeige, harfe und flöte gebildet. das 18. jahrh., das wieder an unser alterthum anknüpft, denkt sich auch auszerhalb biblischer dichtung die harfe als gerät edler sänger: gelehnt auf die harfe Walhalls stellt sich vor Apollo Bragor hin. Klopstock 1, 232; dich gen himmel erhebst, unter verklärten wallst, in die harfen der engel singst. Hölty 72 Halm; rosenblütengeruch wehte vom ufer her, wo der wechselgesang wirbelnder harfen scholl. 77, zitternd flossen ins silbergewebe der harfe die thränen der sehnsucht hinab. Stolberg ged. (1779) 108; traurig tönt der harfe nachhall wieder. Matthisson ged. (1794) 113; sie (die liebe) klingt der welten hochgesang, wie keine harfe klingt noch cither. Arndt ged. (1840) s. 368; einst zog nach diesem schlosse ein edles sängerpaar, der ein in goldnen locken, der andre grau von haar; der alte mit der harfe der sasz auf schmuckem ross, es schritt ihm frisch zur seite der blühende genosz. Uhland ged. 390. Man sagt die harpfen richten, pectere citharam Dasyp.; die harfe schlagen: harpfen schlahen citharisare voc. inc. theut. i 2; dafür auf der harpfen schlahen, increpare lyram digitis Maaler 212c. ebenso die harfe spielen. Stieler 769; harpen splen (lies spilen) citharizare Dief. 124b; einem jungen mädchen, das die harfe spielte. Heine 2, 80; und auf, mit der harfe spielen: das sie einen man suchen, der auf der harffen wol spielen künde. 1 Sam. 16, 16; wir wöllen einen guten spruch hören, und ein fein geticht auf der harffen spielen. ps. 49, 5; die stimme die ich höret, war als der harffenspieler, die auf iren harffen spielen. offenb. 14, 2; sie sollen loben seinen namen im reigen, mit pauken und harffen sollen sie im spielen. ps. 149, 3; — so fing er auf der harfe, die er vor sich genommen hatte, zu präludiren an. Göthe 18, 203; der alte .. that einige griffe auf der harfe. 204; sie accompagnierte mit der harfe die unwürdigsten späsze des greisen vaters. Heine 2, 81. Sprichwörtlich: geschickt .. als der esel zur harpfen. Luther br. 2, 62. 2) nach der ähnlichkeit der form ist der name auf verschiedene andere dinge übergegangen. a) ahd. harfa, harpha wird puteal, statua in foro, catasta glossiert (Graff 4, 1031), es ist wol ein pfahl zum staupenschlag. nach Adelung war in Straszburg im 14. jahrh. jemanden an der harpfen schlagen oder mit ruthen streichen eine art von strafe. b) harfe ein viereckiges drahtwerk zum reinigen des kornes, dessen drähte wie die saiten einer harfe liegen: das getraid durch die harpfe laufen lassen. preusz. kammerordn. von 1648 bei Frisch 1, 417b. c) in Kärnthen und Tirol ist harpfe und harpfen ein schutzbau auf dem felde für die getreidegarben aus aufgerichteten baumstämmen mit querstangen. Lexer 134. Fromm. 6, 145. d) harfe, eine art von fallbrücken, quer mit dünnen leisten belegt. Eggers kriegslex. 1, 1155. franz. harpe, was auch die kragsteine an einem mauerwerk bezeichnet. Littré 1, 1986a. e) harfe eine schneckenart, buccinum harpa, auch Davidsharfe. Nemnich 1, 699. f) harfe heiszt endlich auch eine dreieckige gestreifte fläche am gewölbe des groszen gehirns.

Letzte Änderung am 05.02.2018 durch V.S.
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