LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe habuh, ganshabuh, habuhhunt (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 10, Sp. 91-93
Inhalt

habicht, m. accipiter. I. Form und verwandtschaft. ahd. habuh, hapuh, habich, mhd. habech; ags. heafoc, hafoc, engl. hawk; fries. hauk (Richthofen 801a); mnl. hauk, nnl. havik; altnord. hauk-r, dän. hög, schwed. hök; für das gothische ist das wort nicht belegt, für das altniederdeutsche wird es in den ortsnamen Havocas-brôc, Havukô-horst im Werdener heberegister gewährt. Wie mhd. die form habech uneingeschränkt gilt, so zeigt das nhd. noch im 16. jahrh. vorwiegend habich, z. b. bei Brant narrensch. 44, 4, Serranus dict. a 3a, Alberus, Dasyp., Maaler 204c, Petr. 30b, Garg. 122b, 250a, Frey garteng. 2; vom fuchs und dem habich. B. Waldis 4, 44; hat ein lang spitzig maul wie ein habich. Forer fischbuch 10b. im 17. jahrh. wird habich seltener: die gelehrten müssen vielmehr den habichen biszweilen nachfolgen, welche wissen in die höhe sich zu erheben. Schuppius 757; von tauben wird niemals ein habich erzeuget. Rist Parn. 208. fürs 18. jahrh. kennen noch Steinbach und Frisch diese form, die noch jetzt in den mundarten herscht: schweiz. habch, habk Stalder 2, 8, kärnth. habich Lexer 129, in Tirol hbich Fromm. 5, 445, westerwäld. habch und haweih, hawweih, münsterl. havk Fromm. 6, 429. im Götting. hâwek, altmärk. haofk Danneil 76a. Die erste spur eines an das wort tretenden schlusz-t ist aus der zweiten hälfte des 15. jahrh., habicht, habcht Diefenb. 7c; die Laszbergsche handschrift (B) von Heinzelein von Constanz der minne lehre liest 474 hebehtlin für das hebechlîn der andern; Luther schreibt stets habicht: und dis solt ir schewen unter den vogeln, das irs nicht esset, den adeler, den habicht, den fischar. 3 Mos. 11, 13; der adeler, der habicht, der fischar. 5 Mos. 14, 12; fleuget der habicht durch deinen verstand und breitet seine flügel gegen mittag? Hiob 39, 26; nicht die da stünden und blöcketen oder habicht trügen. werke 5, 86b. im 17. jahrh. überwiegt schon diese form: habicht (neben habich) Stieler 724, habicht Schottel 1332, kein sperber, habicht, ahr oder weih. Schuppius (1701) 787, im 18. wird sie in der schriftsprache allein üblich. Neben habich und habicht geht auch das schwache habiche: habiche, habige Dief. 7c (vgl. havke, haavke Dähnert 180a); Heuszlin im vogelbuch hat der habich, der hapch 125b, aber den habichen, dem habichen. 129, dem hapchen. 128, 131, des hapchen 135b, die astures, das ist groszen hapchen mauszend sich gleich wie die hapchen 125b, neben der starken form des habichs 126. 129; dem habich 126; den habich 123. Eigenthümlich und sonst nicht weiter bezeugt ist die form hapsch. Dief. 7c. die gutturalis ist unterdrückt in der form habit: soll finden einen rick, darauf er seinen habit stelle und stroe, darauf seine hunde mögen ligen. weisthum von 1510 aus Urmütz unterhalb Coblenz, weisth. 3, 826. — Für Baiern verzeichnet Schm. 2, 148 das zusammengezogene der hacht, des hachten für habicht, vgl. DWB hacht sp. 98. Der umstand, dasz das habichtsmännchen kleiner ist als das habichtsweibchen, läszt für das erstere eine diminutivform zur anwendung kommen: si haltend in irer grösse gegen andern thieren das widerspil, also, das männle ist das kleiner und wird genennt das häbchle, das weible aber ist vil grösser und sterker dann das männle, das wirt genennt der habich ... gemeinlich sind die häbichlein etwas kibiger dann der habich .. es ist ein lustig weidwerch mit dem habch und häbchle zu beizen. Stumpf chronik (Zürich 1586) 560b; der habichte sind zweierlei, der eine ist kleiner und wird habichtlin genannt, welches man für das männlein hält. Becher geh. jägercab. cap. 30; das männle (des habichts) ist kleiner und heist das habichtlein. das weiblein ist gröszer, so man den habicht nennet. und solches ist bei allen federspiel. Nehring histor.-polit.-jurist. lexicon (1736) anhang 94a. vgl. mhd. den sperwer unt daʒ hebechlîn mit blôʒer hant mac niemen vân, er müeʒe ein luoder drinne hân. Heinz. v. Constanz minne lehre 474. Die alte ableitung des lat. accipiter von accipere, die von Bopp und Pott mit bezug auf ein altind. açupatvan, griech. ὠκύπτερος zurückgewiesen ist, wird doch durch das deutsche gestützt. ahd. habuh kann nur auf heffan, goth. hafjan, lat. capio zurückgehen und den ergreifenden, packenden vogel bedeuten, von dem ja sonst gesagt wird, er krimmt und klemmt; chrimmit eviscerat (accipiter columbam pedibus uncis) Graff 4, 608; singenden vogel aber und clemenden und winde und hezzehunde und bracken mac man wol gelden mit eime iren glîchen, der also gut sî. Sachsenspiegel 3, 47.

Letzte Änderung am 05.02.2018 durch V.S.
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