LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe faran, faramannus (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 3, Sp. 1247- 1259
Inhalt

fahren [faren], praet. fuhr, goth. faran fôr, aber wenig gebraucht, ahd. faran fuor, mhd. varn vuor, alts. ags. faran fôr, engl. fare fared, altn. fara fôr, schw. fara for, dän. fare foer, ein weitgreifendes wort, dem gr. πορεύεσθαι, so wie führen, fôrjan, fuoran dem πορεύειν gleichstehend. schon oben stieszen wir auf die schwierigkeit far πόρος und fâra insidiae unter den hut von faran fôr zu bringen, und doch müssen sie nahe verwandt liegen, wie sich z. b. auch lat. tendere, das oft ire bedeutet, mit tendicula begegnet. man hat also zu ihrer einigung ein älteres fairan far fêrun fauran (gramm. 2, 56 no 573) = ahd. fëran far fârun foran anzunehmen, die in der sprache schwanden, aus denen aber der jüngere ablaut goth. faran fôr, ahd. faran fuor flosz und haftete. jenem fairan glich das gr. πείρω, περάω, wozu πόρος sich verhält wie zu φέρω φόρος, zu τείρω τορός, zu μείρομαι μόρος. aus fairan war entsprungen fairina facinus, dolus, ahd. firina, eine menge von partikeln suchen hier ihre wurzel, far, fair, faur, lat. per, gr. πὲρ, πέρα, περί. sollte auf höherem standpunct zwischen fairan faran und bairan, zwischen lat. parere, parare und ferre, gr. πείρειν und φέρειν gemeinschaft zulässig sein, so würde auch πέραμα, paramas, faram wiederum reichen an baram, barm (1, 1134) und lat. forma. eine lautreihe wechselt leicht ihre stufen. noch kühner, zu labialen gutturale haltend, stellt Bopp (gl. sanskr. 120a. alban. spr. s. 80) unser faran zusammen mit skr. ćar aus kar (kṛi) nach analogie von fidvôr : quatuor, vulfs : vilkas, so dasz faran, parare und ahd. karawan, altn. gera, nhd. gerben in eins flössen, aus der bedeutung des gehens die des thuns, vollbringens hervorträte, wie sie in ćar geradezu beide liegen. ohne diese etymologie erschiene unserm faran gar nichts vergleichbar im sanskrit. bedenken macht freilich ein altn. fara und gera, ahd. faran und karawan, nhd. fahren und gerben nebeneinander, beide wörter scheiden sich den buchstaben wie dem sinne nach; allein die gesetze und eintritte statthafter umstellung und verschiebung sind groszentheils noch unerforscht. haben wir doch oben gewagt ein hafjan und fahan, als gleicher wurzel entsprossen, einer und derselben sprache beizulegen, ist die urverwandtschaft des lat. vulpes und lupus, deren jedes gesondert steht, jemals verkannt worden? übergänge der bedeutung des gehens und fahrens in die des thuns und handelns bestätigen sich von vielen seiten, sie erscheinen vollkommen natürlich. das gehen ist der that beginn, aus cedere, incedere wird ein procedere, in unserer rede lassen wir auf gehen oder fahren daher oft ein ausdrückliches thun und machen folgen (geh und thu das, fahr und mache); beide werden auxiliarisch vor andere verba gestellt (gramm. 4, 96. 97), er fuhr fischen, fr. alla pêcher ist fast was er that fischen, er fischte, im ahd. faru garawen, lat. vado parare, fr. je vais faire stecken pleonasmen oder umschreibungen des futurums, was alles unter gehen genauer erörtert werden soll. in den wörtern angehen, begehen, verfahren u. a. zeigt sich unmittelbare anwendung des gehens auf die handlung offen genug und die hernach unter 11 und 12 angeführten redensarten lassen sich bald fahren ire, bald fahren agere deuten. in dem vermuteten fairan lag ein thun, in fairina facinus. als in grauer vorzeit die sprache aus einem bereits vorhandnen verbum ein neues bildete, von kṛi, kar ein ćar, von fairan ein faran entnahm, war es ihr darum zu thun, den gehalt der wurzel zu ermäszigen und weiter zu bestimmen; verlor sich nachher die eine oder andere dieser formen, so konnten von jedweder derselben einzelheiten der bedeutung auf die verbleibende fallen. Fahren und gehen ist oft gleichviel, daneben aber auch zwischen beiden ein unterschied merkbar.

Letzte Änderung am 24.01.2018 durch V.S.
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