LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe bar (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 1, Sp. 1120-1124
Inhalt

bar, ein nicht für sich, nur in verbindung mit einem vorausgehenden subst. oder verbum auftretendes adj., das goth. mangelt, ahd. pâri, mhd. bære, nnl. baar lautet, und von bären, mhd. bërn herrührt, wie das lat. fer oder ferus, gr. φόρος von ferre, φέρειν, was Ben. 1, 147a ohne grund leugnet, denn fruchtbar ist doch fructifer, καρποφόρος, mhd. tôtbære mortifer, mortiferus, θανατηφόρος. mannbar drückt aus nubilis, viripotens, quae virum fert, man hätte auch virifera bilden können. oft aber weichen die bedeutungen aus und bar läszt sich capax, aptus erklären, zumal in den erst später entsprungnen zusammensetzungen mit dem verbum: eszbar, trinkbar, aptus ad edendum, bibendum, edulis, potabilis. Beachtenswerth ist die schon mhd. anhebende verkürzung des bære in ber: dankbar Bon. 22, 43. 47, 125; unahtber Berth. 75. 114; liupper bei Neidh. für liutbære; für valbære, dem fall, mortuarium unterworfen, setzt eine urk. von 1444 im cod. zaringobad. no 389 falber; kampher wunden sind kampfbare (Haltaus 1065). bekannt sind aus noch jüngerer zeit die semperfreien = sendbaren, sendpflichtigen und die schamperlieder, unzüchtigen, schandbaren gesänge; unterm volk [Bd. 1, Sp. 1121] hört man heutiges tages: der weg ist gangber, mit dankbrem herzen, kospre f. kostbare geschenke. chosperi stei, chappe hat Hebel s. 270. 294 und lustberkeit 262; dankperkeit fastn. sp. 1369. Melissus ps. K 8b setzt scheinbar, gestattet sich aber H 4b für scheinbarem mit scheinbrem schmuk. solchen wechsel zwischen baar und gekürztem bre, bren wissen sich niederländische dichter besser zu nutze zu machen: en gy, o grijzen, die met vroeg besneeuwde hairen de woeste drift bezuurt der onbedwingbre jaren. Bilderdijk ziekte der gel. 1, 54; Homer, onsterflijk licht van ongelijkbren gloed. 1, 72; helaas! wat gruwbre reeks van onafzienbre kwalen vertoont zich. 1, 85 u. s. w. Auch im latein scheinen die häufigen wortbildungen auf bris, bra, brum wie celebris funebris, latebra, cerebrum entsprungen und verschoben aus feris fera ferum, mit ausgestosznem vocal: funebris funus ferens, lugubris luctum inducens, cerebrum quod in capite fertur, was man dann auch auf den nom. celeber, october, november erstreckte. wir sähen also in pario, fero und diesem bris die vollständige reihe PFB, wenn man nicht lieber das bris als älteste form ansetzen und ordnen will BPF. Die üblichsten nhd. adj. auf bar sind: achtbar brauchbar dankbar dienstbar ehrbar fruchtbar furchtbar jagdbar kampfbar kostbar lohnbar mannbar schandbar schöffenbar sichtbar streitbar wandelbar wunderbar. mit dem verbum können sie leichter neu gebildet werden: brennbar denkbar dehnbar deutbar eszbar fahrbar haltbar kennbar lernbar lesbar genieszbar schmelzbar sühnbar tragbar theilbar trinkbar wohnbar, besonders wenn un vorausgeht: unabsehbar unbelohnbar unbezwingbar unausdenkbar unannehmbar. in offenbar, ahd. ofanpâri, mhd. offenbære ist das erste wort part. praet. und enthält eben die bedeutung von manifestus, detectus. in tragbar erscheinen tragen und bären nebeneinander und bar = pâri war an sich schon ferendus oder portabilis.

Letzte Änderung am 26.07.2017 durch HiWi
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