LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe âwursan, âwasel (DWB)

Wörterbuch Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.
Fundstelle Bd. 1, Sp. 6
Inhalt

aas [as], n. esca, cadaver, ersteres scheint die eigentliche bedeutung und die wurzel itan, eʒʒan, wie von esca für edca edere, morticina caro, vögeln und raubthieren zur speise liegend. mhd. âs (Ben. 1, 64), nnl. aas, ags. æs, schw. as, dän. aas und aadsel. goth. ahd. altn. nicht aufzuweisen. gilt noch heute vom weggeworfnen todten fleisch, das die thiere lockt, ganz wie luder, während köder nur esca, nicht cadaver ausdrückt. er liegt im wasser den fischen zum aase; wo das aas liegt, da samlen sich die adler; die geier witterten das aas; mit frischem aas erfischen; wiltu capaunen feiszt machen, so bereit ein aas von kleien und gibs ihnen zu essen. Tabernaemont. kräuterb. 649; der gestank der moräste und äser. Kant 10, 160; soll ich noch staub auf das aas des gefallnen verräthers werfen? ein dorrendes geripp, ein halbverbrantes aas. A. Gryphius 1, 214; so soll dich auch mein aas noch pochen. Günther 203, d. i. meine leiche dich noch verhöhnen. Verachtend und als heftige schelte: du aas! ihr äser! du faules oss! H. Sachs I. 5, 511d; verstärkt schindaas, schindäser, rabenaas, das auf dem schindanger liegt, auf das sich die raben niederlassen. Häufig aber auch aus der schelte übergehend in liebkosung, wie das frankfurtische os, dim. esi der manigfaltigsten bedeutung fähig bald traulich und lobend, bald schimpfend und verachtend zugerufen wird. der tact, du aas, zu deiner melodei, sagt Mephistopheles zur hexe. ein hübsches rabenäschen. Weise com. probe 60; ach du rabenaas! Günther 1001; komm liebs esi! in solchem sinn kann aas blosz als esca, ohne gedanken an das todte, als reiz und lockung gefaszt werden, wie es auch heiszt freszlieb, einen vor liebe auffressen mögen. Gerade so doppelsinnig sind luder und schelm (ahd. scelmo cadaver, pestis): du luder! hei luder! du freundlicher schelm! schelmenauge! litt. maita aas, eik maita eik! geh luder geh! Nesselmann s. 389.

Letzte Änderung am 23.01.2018 durch V.S.
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