LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe nast, nasthait, nastula (KLUGE)

Wörterbuch Kluge, Friedrich (2011): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin/Boston: De Gruyter.
Fundstelle S. 653
Inhalt

Nestel Smf ‛Schuhband’ erw. reg. (8. Jh.), mhd. nestel f., ahd. nestila, nestel f. nestilo m., as. nestila f. ‛Band’. Wie afr. nēstla m. eine Weiterbildung (vermutlich Verkleinerung) zu einem *nasta-, das nur noch in agutn. nast ‛Nestel’ und der Entlehnung finn. nasta ‛Stift, Zwecke’ fassbar ist, deutsch in ahd. nast-eid ‛Nest-Eid’ (s.u.); regional süddeutsch heißt der Haarknoten der (verheirateten) Frauen Nest. Im Ablaut dazu anord. nist(i) n. ‛Schnalle, Brosche’, ae. nos(t)le ‛Band’. Morphologisch nicht recht durchsichtige Bildungen zu einer Grundlage (ig.) *ned-, als deren Bedeutung ‛binden, knüpfen’ angesetzt werden kann und zu der auch Netz und l. nōdus m. ‛Knoten’ gehören. Mit dem Nest-Eid konnte in alter Zeit die verwitwete Frau die Herausgabe der ihr verweigerten Morgengabe erzwingen. Sie schwor dabei mit der linken Hand auf der rechten Brust und darüber hängendem linkem Zopf (in Salzburg ‛mit fliegendem Haar und mit den Händen bedeckten Brüsten’), welche Güter ihr der Mann als Morgengabe gegeben hatte. Als unbekräftigter Eineid, der gegebenenfalls sogar über den Besitz von Grundstücken entschied, ist dieses Verfahren für die alte Zeit singulär. Hierzu auch nesteln ‛knüpfen, aufknüpfen’. Verb: nesteln.

Letzte Änderung am 21.09.2017 durch V.S.
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