LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe glas(a)ougi (KLUGE)

Wörterbuch Kluge, Friedrich (2011): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin/Boston: De Gruyter.
Fundstelle S. 361
Inhalt

Glas Sn std. (8. Jh.), mhd. glas, ahd. glas (auch ‛Bernstein’), as. glas. Aus wg. *glasa- n. ‛Glas’, auch in ae. glæs. Daneben mit grammatischem Wechsel mndd. glar ‛Harz’, ae. glær ‛Bernstein’, ­anord. gler ‛Glas’, fär. gler ‛Eis’ aus (g.) *glaza-. Daneben das seit Plinius überlieferte germanische Wort für ‛Bernstein’, gl(a)esum, das wohl langes ǣ enthält. Eine Analyse geht aus semantischen Gründen am besten von dem keltischen Wort für ‛Glas’ aus, das auf *gʰlə-n- zurückgeht: air. glain (f.) ‛Kristall, Glas; Klarheit’, ebenso (jā -Stamm neben dem i- Stamm) glaine (f.); daneben glan ‛rein, hell’; kymr. glân ‛rein, ganz’, glain ‛Edelstein, Perle’ (für ‛Glas’ gehen die britannischen Sprachen auf l. vitrum zurück). Dies ergibt eine wahrscheinlich adjektivische Wurzel *ghlē/ə- ‛hell, durchsichtig, rein’, zu der es im Germanischen eine s -Bildung, im Keltischen eine n -Bildung gibt. Sie kann eine Erweiterung zu der berüchtigten Farbwörter-Wurzel *ghel- sein (‛gelb’ - ‛grün’ - ‛blau’ - ‛grau’; ‛hell’ wäre ein sinnvoller Ausgangspunkt), die Qualität des Tektals ist umstritten und kann offen bleiben. Als Substantiv bezog sich diese Bildung wohl zunächst auf Eis, gegebenenfalls auf Kristalle, dann auf Glas und weiter auf Edelsteine. Die Übertragung auf Bernstein liegt nahe, obwohl der Bernstein deutlich farbig ist. Die Bedeutung ‛Edelstein’ im Kymrischen legt nahe, dass die Übertragung durch eine Zwischenbedeutung ‛Schmuckstück’ mindestens gefördert wurde. ─ Präfixableitung: verglasen; Nomen Agentis: Glaser; Adjektive: gläsern, glasig.

Letzte Änderung am 20.09.2017 durch V.S.
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