LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe wal-, walopaus, walurouba, walah (RGA)

Wörterbuch Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter.
Fundstelle Bd. 18
Inhalt

Leiche: [...] Ein weiteres Wort zur Bezeichnung des Leichnams ist germ. *wala- - teils Mask., teils Neutr.: awnord. valr mask. ,Gemetzel; die auf dem Schlachtfeld gebliebenen Toten, gefallene Krieger, ae. wæl neutr. ,Schlacht, Blutbad; Schlachtfeld; tote Körper, ahd. wal mask. neutr. ,Schlacht, Gemetzel, (Massen)sterben. Auch dem As. wird ein Wort wal zugeschrieben (nur Akk. Pl. uualla als Glosse für lat.strages [Ahd. Gl. 2,714,54]); aber der Beleg entstammt einer überwiegend mittelfrk. Hs. (6, 275 mit Lit.). Offenbar handelt es sich zunächst um ein Abstraktum ,Schlacht, Gemetzel, das sich zu einem kollektiven Resultatnomen ,die Toten auf dem Schlachtfeldentwickelt hat. Als weitere Neuerung kann das Wort im Awnord. und im Ae. auch zur Bezeichnung des einzelnen Leichnams herangezogen werden. Das Subst. erscheint als Vorderglied einer Vielzahl von Komposita. Einige Beispiele: awnord. valhǫll fem. „eigentl. name der himml. halle in welche die gefallenen helden eingehen, dann überhpt zur bezeichnung einer prächtigen halle verwendet“ (8, 1072; Walhall), valkyrja fem. ,Walküre (eigtl. ,Totenwählerin; Walküren); ae. wælcyrige fem. ,Zauberin, wælgīfre ,blutrünstig; as.waldād wohl ,Mordtat (dazu 6, 503); ahd. walugiri (häufig im Abrogans) ,grausam. Die Komposita legen teils die abstrakte, teils die kollektive Bedeutung zugrunde. Innerhalb des Germ. empfiehlt sich der Vergleich mit dem dehnstufigen Subst. *wōla-: ae. wōl mask. fem. ,Seuche, ansteckende Krankheit, as. wōl mask. ,Seuche, Verderben, ahd. wuol mask. ,Unglück, Niederlage. Dieses Wort ist von Darms (6, 279 f.) als denominale Vr̥ddhi-Ableitung zu *wala- bestimmt worden: Grundbedeutung ,zum Gemetzel gehörig, daher ,Niederlage, Verderben. Die weitere Zugehörigkeit des Vb.s wühlen (ahd. wuolen usw.) ist unklar und umstritten (dafür 6, 278 f.; dagegen 16, 1142. 1144). Die abstrakte Ausgangsbedeutung ,Schlachtläßt als Grundlage eigtl. ein Vb. der Bedeutung ,schlagen oder ,tötenerwarten. Desungeachtet berufen sich die Etymologika fast durchweg auf ein intransitives Vb.: toch. A wäl- (Präsens wälläṣtär), hieroglyphenluvisch ṷala-/ṷara- ,sterben (so zuletzt 13, 37). Dabei steht durchaus eine Verbalwurzel für ,schlagenzur Verfügung, nämlich die Grundlage von hethitisch walḫ- ,schlagen (nach 17, 619 f. < idg. *ṷelh 3 -, nach 13, 37 < idg. *h2ṷelh2-). Tatsächlich schließt sich der Kreis, indem das Vb. ,sterbenals altes Mediopassiv ,eine (tödliche) Niederlage erleiden, (tödlich) geschlagen werden verstanden wird: das toch. Präsens flektiert ausschließlich als Medium. Der Bezug auf den Tod ist also zwar sekundär, reicht aber ausweislich der Vb. in die Grundsprache zurück; dies wird auch durch Nominalableitungen wie lit.vėlỹs ,Verstorbeneroder kleinruss. valjava ,mit Gefallenen bedecktes Schlachtfeld, Walstatt erwiesen.

Letzte Änderung am 17.01.2018 durch V.S.
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