LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe munt (RGA)

Wörterbuch Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter.
Fundstelle Bd. 32
Inhalt

Vormundschaft: V. ist das personenrechtliche Schutz- und Herrschaftsverhältnis zw. Vormund und Mündel; bei dem Mündel kann es sich um ein (elternloses) Kind oder einen unmündigen Jugendlichen handeln, in der Gesch. auch um einen Erwachsenen, der wegen fortgeschrittenen Alters, (körperlicher oder geistiger) Gebrechen oder wegen seines Geschlechts der V. unterworfen ist. Das Wort V. begegnet in ahd. Qu. ab dem 10. Jh. (Nachweise bei 29, 1049), wobei foramundskaf (Beistand, Verteidigung, Schutz) und foramundo (mhd. vormunde = Vogt, [Rechts-] Beistand; lat. foramundus) für advocatus (dazu 6; 8), aber auch für lat.defensio stehen können (Nachweis bei 15, 1853; ferner 10). Begrifflich und sprachgeschichtl. überschneidet sich Vormundschaft auf schwer entwirrbare Weise mit ahd. munt. Die Deutung, wonach dieses für das 9./10. Jh. nachgewiesene Wort (14, 918, zur Wortfamilie ferner 22, 750 f.) mit dt. Mund (lat.os) zusammenhängt, der Vormund also für sein Mündel „den Mund auftut“ (in diesem Sinne 33, 53 ff.), ist bereits im 19. Jh. der noch heute gültigen Deutung gewichen: Danach stehen Munt, V., Vormund und Mündel (muntling, mündling,lat.mundiatus) sowie zahlreiche Komposita wie mündelsicher, aber auch Mündigkeit in Verbindung mit lat.manus (Hand) und ist dem Wortsinn nach das Mündel der „schützenden Hand“ und Herrschaft des Vormunds unterworfen (dazu etwa 11, I, 95 ff. und II, 277 ff.; 1, 227. 245; 30, 631; 12, 616; 14, 919; 22, 750) [...].

Letzte Änderung am 15.01.2018 durch V.S.
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