LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe frîlâz, frîgilâz (RGA)

Wörterbuch Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter.
Fundstelle Bd. 9
Inhalt

Freigelassene: [...] Im frk. Reich ist die verbreitetste Form der Freilassung der Schatzwurf (denariatio [7]), wobei der freilassende Herr dem Liten (Late) die Freiheit dadurch gab, daß er ihm vor dem Kg. einen Denar aus der Hand schlug und ihn mit der Formel „Ich sage, ich lasse dich frei, Lite“ in die Freiheit entließ. Die Gegenwart des Kg.s jedoch erst verlieh dem Vorgang die zur Vollfreiheit führende Bedeutung. Der F., der nicht unter dem Schutz einer Familie stand, kam so in die Kg.s-Munt (Munt). Seit dem 9. Jh. - einer Zeit, in der die Zahl der Freilassungen rapide anstieg - wurde die Freilassung in einer Art Treuhandstellung vom Kg. selbst vorgenommen [...]. Nur die Lex Baiuwariorum (27) führt das volkssprachige Wort, das sich später im Dt. für die F.n durchgesetzt hat: frilaz und in der weiblichen Form frilaza. Titel V: De liberis, qui per manum dimissi sunt liberi, quod frilatz vocant. Etym. besteht eine enge Verwandtschaft zw. den Wörtern letus und frilaz (vgl. z. B. [15]): got. fralets, ae. frioleta, ahd., as. laz. Sie können auf eine germ. Grundform *let zurückgeführt werden. Die Bezeichnungen frilaz und frilaza sind Komposita aus den Bestandteilen ahd., as. fri, vri, ags. freo, fri, got. freis ,freiund ahd. lazzan, mnd. laten ,lassen, zulassen, heranlassen, kommenlassen, überlassen, freilassen (20, 178. 182 f.). Im Unterschied zum frankolat. letus / litus ist im Kompositum schon durch die Wortbildung der Zusammenhang mit frei hergestellt, der in der Bedeutung von letus nicht mehr präsent war. Die Bezeichnung frilaz breitet sich von Bayern auch in andere Regionen aus: Als Interpretamentum für libertus, libertinus, manumissionibus (oft auch mit dem Hinweis auf die Freilassungsart manumissionibus frilazun scazvurfun bairisch, Wien, Österr. Nationalbibl. Cod. 23732, 10./11. Jh.) erscheint frilaz in ahd. Bibel- und Sachglossaren, die im 10. und 11. Jh. in Bayern entstanden sind sowie in Glossenbelegen des 12., 13., zum Teil auch des 15. Jh.s aus dem Alem. und Frk. (20, 180, Anm. 1). 2 Belege für vrilaet ,Freigelassenerbegegnen im Mnd. (29, Sp. 1365 f.). Nach den Glossenbelegen konnte lat. libertinus sowohl mit frilaz als auch mit frigelazenis sun ,Nachkomme Freigelassener übersetzt werden [...].

Letzte Änderung am 12.01.2018 durch V.S.
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