LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe campio, camfio, campia (RGA)

Wörterbuch Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter.
Fundstelle Bd. 16
Inhalt

Kämpe: Die Gesch. der germ. K.n (und wohl auch der Berserker) fing bei den Gladiatoren des röm. Weltreiches an, er klärte Kuhn (3). Die Argumentation stützt sich einerseits auf sprachgeschichtl. Zusammenhänge (A), arbeitet andererseits mit kulturgeschichtl. Traditionen (B). A. Der Gladiator (zu gladius gebildet) wurde z. Zt. Isidors von Sevilla auch campio genannt (campiones, gladiatores, pugnatores als Synonyma gebraucht; Migne PL 83, 1862, 1341). Sprachlich gesehen, ist campio eine Ableitung zu campus, das (neben ,Ebene, Feld) auch den Übungs- und Kampfplatz der Gladiatoren bezeichnen konnte. Campus wird in die w- und n-germ. Sprachen übernommen: ahd. kampf, mnd. kamp (,eingezäuntes Feld, Kampf, bes. der gerichtliche Zweikampf), ae. camp (,combat, battle, struggle, warfare, field, plain?), campdom (,military service, warfare - vgl. ahd. chamfheit ,Kampf) und weitere Komposita (1), anord. kapp (,Wettstreit, Eifer, Übermut). Eine Ableitung zu campus ist der campio, der Zweikämpfer. Auch dieser Terminus liegt w- und n-germ. Entlehnungen zugrunde: langob. campio (camfio, camphio) ,Kämpfer, der für andere einen gerichtlichen Zweikampf ausficht, ahd. kempfo ,Kämpfer, Soldat, mnd. kempe ,Kämpfer, Kriegsmann, bes. der Zweikämpfer im gerichtlichen Kampf, anord. kappi ,Kämpfer, Streiter, auserwählter Kämpfer (eine Ableitung zu kapp). Ein späterer innergerm. Ausgleich führt zu anord. kempa (vermutlich aus dem Ae.), aschwed. kæmpe (aus dem Nd.), nhd. Kämpe (ebenfalls aus dem Nd.) - engl. champion ist aus dem Frz. abzuleiten. Die alte Vorstellung des Zweikämpfers und berufsmäßigen K.n zieht sich teilweise noch durch den Wortschatz der w- und n-germ. Sprachen [...]. Offenbar kannte das frühe MA ein Kämpentum, dessen Wurzeln bis zu den Gladiatoren der RKZ zurückreichten. Der Formenreichtum scheint groß gewesen zu sein: Einzelkämpfer in Diensten von Herrschern, Gruppierungen als Elitetruppen tätig, Einbindung in das Rechtswesen, d. h. in den gerichtlichen Zweikampf. Aber auch ein Absinken in ein Bandentum ist zu beobachten, der K. geriet zum Marodeur. Endgültig vorbei war es mit dem Kämpentum, als der Zweikampf als juristisches Beweisverfahren verboten und das alte Gefolgschaftswesen (Gefolgschaft) neuen Formen der Hofhaltung wich.

Letzte Änderung am 12.01.2018 durch V.S.
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