Wörterbuchangabe bluot, bluotroub, bluotrunst (RGA)
Wörterbuch | Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter. |
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Fundstelle | Bd. 3 |
Inhalt | Blut: Die germ. Sprachen zeigen eine einheitliche Benennung: ahd. bluot, as. ae. blōd, altniederfränk. bluod, an. blóđ, got. bloþ. So bemerkenswert diese Einheitlichkeit ist, so spezifisch germ. ist sie andererseits. Bildungs- und bedeutungsmässige Entsprechungen ausserhalb des Germ. sind nicht zu nennen. So führen auch die etym. Versuche zu keinem eindeutigen Ergebnis. Grössere Anerkennung hat die Ansicht gefunden, in B. eine Partizip-Perfekt-Bildung zu einer Wurzel der Bedeutung „blühen“ zu sehen: *bhlō-to, das Erblühte (und so verwandt mit got.blōma, ahd. bluomo, Blume) - oder das Gequollene (nach Kroes, der die dichterische Anschauung fern halten möchte, die in der Verwandtschaft mit Blume läge). Daneben findet auch Schweiss (sudor) im Bedeutungssinne von B. Verwendung: ae. swāt, as. swēt, an. sveiti (den vorgenannten gegenüber eine schwache Bildung). [...] Bemerkenswert ist die Vielzahl der Benennungen für B. in den idg. Sprachen - sie haben z. T. einzelsprachliche Geltung, umgreifen z. T. mehrere Sprachen: altlat. aser ,griech. ἔαρ, lat. sanguis, griech. ἰχώρ, griech. αἷμα (dazu germ. *saima- ahd. seim, Honig-Seim?). Lat. cruor hat zahlreiche Verwandte der Bedeutung B., reicht aber in das Germ. nur mit der Bedeutungsvariante „roh“ (von Fleisch etc., ahd. hrō, aisl. hrár). Für diese Vielfalt von Bezeichnungen für B. werden meist Tabuvorstellungen verantwortlich gemacht. [...] B. als Sitz der Lebenskraft scheint eine alte, bei vielen Völkern bekannte und wohl aus ubiquitärer Empirie gewonnene Vorstellung zu sein (6; 9, 1434-1442). B. ist daher kraftspendender Stoff, ihm eignen divinatorische Wirksamkeiten, es verbindet Menschen untereinander und mit den Göttern, es dient als magisches Heilmittel usw. All diese verschiedenen Glaubens- und Anwendungsbereiche sind auch den Germ. bekannt gewesen. [...] |
Letzte Änderung | am 11.01.2018 durch V.S. |
Link | http://www.degruyter.com/view/GAO/RGA_609 |
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