LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Wörterbuchangabe bêr (RGA)

Wörterbuch Beck, Heinrich/Brather, Sebastian/Geuenich, Dieter/Heizmann, Wilhelm/Patzold, Steffen/Steuer, Heiko: Germanische Altertumskunde Online. Kulturgeschichte bis ins Frühmittelalter - Archäologie, Geschichte, Philologie. (2010). Berlin, Boston: De Gruyter.
Fundstelle Bd. 2
Inhalt

Bär: [...] Für Europa von Bedeutung ist lediglich der Braunbär, Ursus arctos Linné, 1758. Noch in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten auf dem ganzen Kontinent beheimatet, dann sehr rasch in Mittel-, Süd- und Westeuropa vor allem durch mittelbaren menschlichen Einfluß (Zerstörung der großen Waldgebiete und Schaffung einer Kultursteppe), aber auch durch direkte Verfolgung auf wenige Refugialgebiete zurückgedrängt. Geschlossenere Verbreitungsgebiete nur noch in Osteuropa. In England verschwanden die Braunbären schon im MA; um diese Zeit in Deutschland noch relativ häufig, wie Siedlungsfunde in Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, Sachsen, West- und Süddeutschland dokumentieren. Die Ausrottung des Braunbären erfolgte in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jh. [...] Die Bedeutung des Bären im Glauben und Denken der Germanen beweist der Umstand, daß der alte idg. Name (aind. ŕŅkša, awest. arša, gr. άρϰτος, lat. ursus, gall. artos) bei ihnen durch einen Noa-Namen (ahd. bero, ags. bera, anordn. bjørn, substantiviert aus idg. *bhero- „braun“) ersetzt worden ist. So heißt der Bär auch in der Tiersage „Braun“. [...] Von Belang ist weiterhin, daß die Erlegung eines Bären im Initiationsritus eine Rolle gespielt hat. Ammian 31. 9. 5. berichtet von den germ. Taifalen ( Goten ), daß sie einen Eber oder Bären erlegen mußten, bevor sie in die Gemeinschaft der Männer aufgenommen wurden. [...] Bärenkulte, wie sie vor allem die circumpolaren Völker kennen, sind in Spuren auch bei den Germanen nachweisbar. [...]

Letzte Änderung am 11.01.2018 durch V.S.
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