Literatur Niederhellmann, Annette: Arzt und Heilkunde in den frümittelalterlichen Leges. Eine wort- und sachkundliche Untersuchung. (lîchauina)
Autor | Niederhellmann, Annette |
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Titel | Arzt und Heilkunde in den frümittelalterlichen Leges. Eine wort- und sachkundliche Untersuchung. |
Weitere bibliographische Angaben | Berlin/ New York 1983. |
Fundstelle | S. 269ff. |
Zitat | lichauina ist eine malb. Glosse aus PLS (Tit. 29, 12) und Lex Salica (Tit. 48,10). Es geht dabei im Kontext um das Herausreißen eines Auges. Das Wort ist in keinen anderen Quellen belegt, sodass die Deutungen sehr unterschiedlich ausfallen. Analog zu anderen Körperteilbezeichnungen in ähnlichen Kontexten erschloss Kern: lichauina 'Augenlicht, Auge', zu got. liuhaþ 'Licht', as. lioht, leoht, liaht, ahd. lioht, leoht, lieht, liht, afries. liacht, licht, ljucht, mnd. Lucht, licht. Das Zweitglied wäre hâvina = hâþina, Nomen actionis eines hâvian zu as. hâvian, Part. gihâvid 'gelähmt' in den Prudentiusglossen auftaucht und von dem das Adj. as. hâf, hâb 'verkrüppelt' abgeleitet wird. Auch Grimm folgt der Bed. 'Licht' du übersetzt das Wort mit 'Blendung, Blindmachung, Lichtentziehung'. Van Helten dagegen nahm eine Verbindung zu got. wlits, ae. wlite 'Angesicht, Gestalt' an, insgesamt übersetzte er 'Antlitzverstümmelung'. Die Deutungen von Jungandreas und Gysseling zu diesem Wort sind aus lautlichen und semantischen Gründen abzulehnen. Am wahrscheinlichsten Erscheint der Ansatz von van Helten. |
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