Literatur Seebold, Elmar: Raub, Überfall und die Abwehr von Migranten in der Lex Salica (Titel XIV,1-8 + 11 und Auslagerungen, = D XVf.) (alah)
Autor | Seebold, Elmar |
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Titel | Raub, Überfall und die Abwehr von Migranten in der Lex Salica (Titel XIV,1-8 + 11 und Auslagerungen, = D XVf.) |
Weitere bibliographische Angaben | 2018, Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik, 78(1), S. 1-31. |
Fundstelle | S. 24ff. |
Zitat | Im Kontext der folgenden Glossen geht es um das absichtliche oder fahrlässige Anzünden/Abbrennen einer geweihten Kirche, was mit 200 Solidi bestaft wird. In C und K ist dies der Tit. LV,7 mit sehr knapper Entsprechung in D, in H kann eine Auslagerung ans Ende des Textes als Entsprechung gesucht werden. Die Glossen sind: C6 chenechrude, D7/8 alatrudua, D9 ala trudua, H alu trude theo tidio, ss alactrude teuoctidia. Besonders die Fassung aus den Septem Sentinas ist hier wichtig, da sie das Erstglied der alatrudua-Glosse klar als alach "Gebäude, religiöses Gebäude" identifiziert und weiter nahe legt, dass das auffällige -ua in trudua sich wahrscheinlich als Rest von *theotidio/teuoctidia erweist. Der Anlaut in C6 chenech könnte eine Schreibvariante von *chirich(a) "Kirche" sein, wobei das n für r ein der Uneindeutigkeit der merowingischen Schrift geschuldeter Fehler in der Abschrift wäre. In -(t)rud- müsste semantisch das Anzünden zu suchen sein. Dabei wäre das Präfix -tr- anzusetzen, welches ein aus gemeinsprachlicher Zeit überliefertes Präfix mit negativ intensivierender Bedeutung sein könnte, das nicht lautgesetzlich vereinfacht wurde und teilweise mit anderen Affixen verscholzen ist (u.a. got. tuz-, ahd. zur- (weitgehend durch zu(o)- ud ze- zurückgedrängt)). Vor vokalisch anlautenden Verbstämmen verloren Präfixe zu Beginn der westgerm. Überlieferung ihren eigenen Vokal. Das -u- könnte an idg. *eus- "brennen" (lat. urere "brennen") angeschlossen werden, was folgende Herleitung ermöglicht: idg. *us-dh- "in Brand setzen" aus idg. *eus- "brennen" und idg. *dhē- "legen, stellen, setzen", was germ. *uz-d- und westgerm. (Var.) ūd- "in Brand setzen" entspräche. Ein germ. *trud "brennen" bzw. eine nominale Ableitung wäre denkbar. Die Schreibung in C6 könnte auch für ursprünglich -truda- stehen. Für den restlichen Teil der Glosse aus H und ss (theo tidio und teuoctidia) lässt sich über einen altfriesischen Brokmerbrief eine Bedeutung finden. Dabei ist theo wohl zu germ. þeudā "die 'Diet'" (vielleicht auch die Gesamtheit der Einzelpersonen) und das Verb tidia zur Etymologie von Zeit "(notwenige, übliche, erwünschte) Folge". Insgesamt lässt sich die Glosse als "Kirchenbrand-"Sühnung" durch die Bevölkerung auflösen". |
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