Literatur Haubrichs, Wolfgang: "leudes, fara, faramanni und farones". Zur Semantik der Bezeichnungen für einige am Konsenshandeln beteiligte Gruppen (fâra, faramannus)
Autor | Haubrichs, Wolfgang |
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Titel | "leudes, fara, faramanni und farones". Zur Semantik der Bezeichnungen für einige am Konsenshandeln beteiligte Gruppen |
Weitere bibliographische Angaben | 2017, in: Epp, Verena und Christoph H.F. Meyer (Hrsg.): Recht und Konsens im frühen Mittelalter, Ostfildern: Thorbecke, S. 235-264. |
Fundstelle | S. 248-263. |
Zitat | Der Begriff -faro gehört zu germ. fara f., germ. *faran; ursprünglich wohl "etwas, was zu einer Reise, Ausfahrt, Expedition, Migration gehört", später aber eine breitere Bedeutung von "Fahrtgemeinschaft" bis "Haushalt, Fahrhabe". Das Wort ist in vielen westgermanischen Sprachen bezeugt (unter anderem: altenglisch, fränkisch, langobardisch) und vielleicht auch im Ostgerm. (Burgundisch) belegt. Das Wort tritt als Simplex, in Personennamen oder als Zweitglied in Wortbildungen auf. Im Edictus Rothari wird festgelegt, dass freie Männer reisen dürfen ("faran"), wohin sie möchten; sollten sie jedoch vom dux Güter erhalten haben, müssen diese zurückgegeben werden. In diesem Sinne entspricht fara wohl eine mit einem liber homo verbundene Gruppe, mitsamt Hausstand und Fahrhabe. In langobardischen Quellen ist der Begriff als "Fahrtverband" oder kontextabhängig als "Fahrt- und Kampfverband" zu deuten. Im burgundischen regnum sind die fara-manni als "burgundische Volksangehörige" zu verstehen, die sich klar von den Romani abgrenzen; ob diese Deutungsweise noch von einer Volksgruppe fara aus der Migrationszeit stammen könnte, ist nicht abschließend zu klären. Bei den Burgundern und Langobarden muss es eine Gruppe der fara bzw. fara-manni gegeben haben. Wortgeschichtlich ist das Wort wahrscheinlich abgeleitet vom Verb faran als nomen agentis ostgerm. *fara- bzw. westgerm.-fränkisch faro- "Reisender, Fahrtgenosse, Kriegs-Fahrer". Der Begriff latinisiert burgundae-farones (Sg. burgundae-faro) ist sachlich gleichbedeutend mit leudes (siehe Lemma leudes), zeitlich allerdings hauptsächlich auf die Regierungszeit Chlotars 612-628 beschränkt und bedeutet eigentlich ab origine. Hier sind ostgermanische Spuren zu finden und vielleicht wurde die Bezeichnung von der Oberschicht bewusst verwendet, um Traditionen zu wahren und sich auf die Migrationszeit zu berufen. |
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