Literatur Seebold, Elmar: Der Diebstahl von Sklaven, von Sachen und von Frauen in der Lex Salica (antedio)
Autor | Seebold, Elmar |
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Titel | Der Diebstahl von Sklaven, von Sachen und von Frauen in der Lex Salica |
Weitere bibliographische Angaben | 2018, Sprachwissenschaft Vol. 43 (4). Heidelberg: Winter. S. 455-484. |
Fundstelle | S. 467-469 |
Zitat | Im Titel XI. wird der Sachdiebstahl bzw. Einbruch durch Freie behandelt. Im Paragraph §3 steht A1 anthedio, A2 antedio, H antidio. Es geht dabei konkret um den Diebstahl einer Sache für exakt 2 Denare. In der Handschrift A1 kostet das Vergehen 15 Solidi, in A4 35, in H 45 und in den anderen Handschriften 30 Solidi. In §4 steht A2 antedio, C6 tantedio. Hierbei geht es um den Diebstahl einer Sache, die mehr als 5 Denare wert ist. In §5 steht A2 antedio, C6 anor-lenet anthedio, H antidio außerdem für den Einbruch mit Diebstahl mit Nachschlüssel oder den Einbruch, bei dem das Schloss aufgebrochen wird. Die Glosse anthedio (Schreibung wohl mit -th-) kann auch für den Diebstahl aus einer Mühle stehen, ein Einbruch ist auch dabei denkbar. Der Diebstahl eines Mühlsteins ist so schwerwiegend, dass er als eigenes Verbrechen behandelt wird (ferramento de molino). In Titel DXII §3 stehen die Glossen D7 anthedio und D8 antheoco auch für Gewaltanwenung. Zur Etymologie: Der Ansatz zum vorderen Teil des Wortes *ent-tun (Kerner, Grimm) ist lautlich unpassend, es lässt sich aber eine Brücke zum Altarischen schlagen: ai. inóti, ínvati "treibt, drängt, dringt ein, sendet" passt lautlich und semantisch zur malbergischen Glosse. Der zweite Teil -e-(dio) könnte zu gm. *anþ.ai-d-ja "Türfrevel, Beschädigung der Tür" passen. Das Verbrechen mit Nachschlüssel wird auch mit anorlenet anthedio bzw. norchlot glossiert. Laut Kern könnte dies *anthedio auor(s)chlot "schwerer Diebstahl mit Nachschlüssel" sein. Vergleiche dazu ahd. after-sluzel "Nachschlüssel". |
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