LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Literatur Quak, Arend: Archaische Wörter in den Malbergischen Glossen der 'Lex Salica'. (gimi tertigo)

Autor Quak, Arend
Titel Archaische Wörter in den Malbergischen Glossen der 'Lex Salica'.
Weitere bibliographische Angaben in: Lubotsky, Alexander, Schaeken, Jos und Jeroen Wiedenhof (Hgg.): Evidence and counter-evidence: essays in honour of Frederik Kortlandt. Volume 1: Balto-Slavic and Indo-European linguistics. Amsterdam/ New York 2008.
Fundstelle S. 470
Zitat

gim(n)- 'Winter, winterlich'. Eine alte Bezeichnung für den Winter scheint in einigen Glossen vorhanden zu sein. Es handelt sich um folgende Belege:

(1) PLS II,4: Si quis porcellum de campo furavit qui sine matrem vivere possit, et ei fuerit adprobatum, XI. denarios qui faciunt solidum I culpabilis iudicetur excepto capitale et dilatura. 'Wenn einer ein Ferkel vom Felde, das ohne Mutter leben kann, stiehlt und es ihm nachgewiesen wird, werde er zu 40 Pfennige, die machen 1 Schilling außer Wert und Weigerungsgeld zu schulden verurteilt' (Eckhardt 1955: 119-121). Die Handschriften überliefern dazu als Glosse: A2: mal. in zymus sunt; A3: mal. imnis fit sunt; C6: malb. hinnifliht (<hinnifiht) siue tertega sunt; Herlod: malb. ymnisfith siue thertesun. Die entsprechende Stelle in der LS II,2 lautet ähnlich: Si quis porcellum furauerit, qui sine matre uiuere possit, et ei fuerit adprobatum, <sunt dinarii XL qui facunt< solidus I culpabilis iudicetur excepto capitale et dilatura. Die Handschriften überliefern hier: D7: mal. hymnis thetica; D8: malb. hymnis thetica; D9: himnes theta (auf Rasur). Eckhardt sieht in der ersten Glosse eine Bezeichnung für Sühnegeld. Das dürfte nicht stimmen, da es im Text um Ferkel geht und das Wort thertica eben ein solches Tier zu bezeichnen scheint. Es ist eher anzunehmen, dass eine Glosse wie etwa: gimnis fig 'ein Winter altes Ferkel' oder ähnliches vorliegt, was der Bemerkung im Paragraphen, dass das Tier ohne Mutter leben kann, enspricht. Schon Kern (443-43) denkt daher an fit(h)=fich und identifiziert dies mit mnl. vigge 'Ferkel' (MNW IX, 473), der flämischen Form von mnl. bigge 'Ferkel'.

Lemmata
  • gimi tertigo (Lex Salica und merowingische Kapitularien)