LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Werktextstelle LLan C Tit. XXIIII. 1

Werktextstelle LLan C Tit. XXIIII. 1
Textauszug

Si quis servum suum proprium aut ancillam suam liberos dimittere voluerit, sit licentia qualiter ei placuerit. Nam qui fulfreae et a se extraneo, id est amund facere voluerit, sic debet facere. Tradat eum primum in manum alteri homini liberi, et per garithinx ipsum confirmet; et ille secundus in tertio in eoden modo; et tercius tradat in quarto, et ipse quartus ducat in quadrubio, et thingit in gaida et gisal, et sic dicat: „De quattuor vias, ubi volueris ambulare, liberam habeas potestatem." Si sic factum fuerit, tunc erit amund, et ei maneat certa libertas; postea nulla repetitione patronus adversus ipsum aut filiûs eius habeat potestatem requirendi. Et si sine heredes legitimos ipse qui amund factus est mortuus fuerit, curtis regia illi succedat, nam non patronus aut heredes patroni. Similiter et infans, id est qui in voto regis dimittitur, ipsam legem vivat, sicut et qui amund factus est. Item qui fulfreae fecerit et quattuor vias ei dederit, et amund a se id est extraneum non fecerit, talem legem patronus cum ipso vivat, tamquam si cum fratre aut alio parente suo, libero Langobardorum: id est si filios aut filias legitimas, qui fulfrea factus est, non dimiserit, patronus succedat, sicut supra scriptum est. Item qui aldium facere voluerit, non illi det quattuor vias. Haec sunt genera manumissionum; tamen necesse est propter futuri temporis memoriam, ut qualiter liberum aut liberam thingaverit, ipsa manumissio in cartula libertatis commemoretur. Et si cartulam non fecerit, tamen libertas ei permaneat.

Übersetzung

Wenn einer seinen eigenen Knecht (oder seine Magd) freilassen will, so mag er das nach seinem Gutdünken machen. Denn will er ihn vollfrei machen und aus seiner Gewalt befreien, also zum Muntfreien machen, dann soll er so verfahren: Zuerst soll er ihn in die Hand eines anderen freien Menschen geben und ihn mit einem Speergeding bestätigen; jener zweite übergebe ihn in gleicher Weise an einen Dritten und jener Dritte wiederum an einen Vierten, der ihn an eine Kreuzung führen, mit Stab und Geisel dingen und so sprechen soll: "Unter diesen vier Wegen darfst du entscheiden, wohin du gehen willst, du sollst die freie Wahl haben." Wenn dies so geschehen ist, dann wird er muntfrei und seine Freiheit ihm sicher sein: Fortan habe sein Schutzherr kein Anrecht darauf, ihn oder seine Kinder zurückzufordern. Und wenn derjenige, der muntfrei wurde, ohne rechtmäßige Erben stirbt, so soll ihn der Königshof beerben, nicht etwa der Schutzherr oder die Erben des Schutzherren. Gleichsam soll derjenige, der in Bannes Weise, also nach dem Wunsch des Königs, freigelassen wird, nach demselben Recht leben wie einer, der muntfrei geworden ist. Ebenso soll derjenige Schutzherr, der einen [Knecht] vollfrei macht, ihm vier Wege zur Wahl gibt, ihn muntfrei macht, d.h. ihn aus seiner Gewalt entlässt, mit ihm gemäß solchem Recht lebt wie mit einem Bruder oder mit einem anderen Verwandten, einem freien Langobarden: Wenn also derjenige, der vollfrei geworden ist, keine ehelichen Söhne und Töchter hinterlässt, soll ihn sein Schutzherr beerben, wie es weiter oben geschrieben steht. Ferner darf jemand, der einen zum Halbfreien machen will, jenem keine vier Wege zur Wahl stellen. Dies sind die vier Arten der Freilassung. Dennoch ist es in Anbetracht des Hinweises auf zukünftige Zeiten notwendig, dass man die Freilassung - wie einer [nämlich] freigedungen wurde - selbst in einer Freiheitsurkunde vermelde.

Apparatvariante gaida
Edition MGH LL IV (Leges Langobardorum), Seite 263, Zeile 3
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