LegIT

Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum

Werktextstelle LLan R II, Prologus

Werktextstelle LLan R II, Prologus
Textauszug

Quia dum pravi homines ea quae ad Dominum pertenent, non considerant, magis huius saeculi lucrum, quam animarum suarum remedium intendunt, et per humanam astutiam debiles et egenos opprimere non desistunt; quoniam peccatis facientibus multos homines neglegenter et humana cupiditate conpulsos in periurio cadere cognovimus, eo quod gloriosus Rothari rex in edicti pagina statuerat, inter creditorem et debitorem seu fideiussorem intentione orta, quo tinore wadia dedisset, et debitor statutae causae tinore negaverit, licentiam ei esset aut per sagramento aut per arma ipso tinore negare. Sed nobis et nostris iudicibus atque Langobardis adstantibus iustum conparuit, ut hoc periurium fieret resecatum.

Übersetzung

Während nämlich verdorbene Menschen das, was sich auf Gott, den Herrn, bezieht, nicht überdenken, zielen sie mehr auf den Gewinn in dieser Welt ab als auf die Rettung ihrer Seelen und lassen mit der Verschlagenheit der Menschen nicht davon ab, die Schwachen und Bedürftigen zu unterdrücken; daher haben wir viele Menschen, nachdem sie gesündigt hatten, leichten Sinns und von menschlicher Begierde ergriffen im Meineid verstrickt gesehen, weil der glorreiche König Rothari zwar im Gesetzbuch angeordnet hatte, dass man im Rechtsstreit zwischen Gläubiger und Schuldner bzw. Bürgen über den Wortlaut einer Wettverpflichtung - sofern der Schuldner genau den Wortlaut der Sache leugnete - befugt sei, entweder durch Eid oder mit Waffengewalt eben diesen Wortlaut zu leugnen. Aber uns und unseren Richtern samt den umstehenden Langobarden schien es gerecht, diesen Meineid nicht aufzuerlegen.

Apparatvariante Rothari
Edition MGH LL IV (Leges Langobardorum), Seite 186, Zeile 13
Legesbereich Leges Langobardorum