Wörterbuchangabe pflegan (KLUGE)
Wörterbuch | Kluge, Friedrich (2011): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin/Boston: De Gruyter. |
---|---|
Fundstelle | S. 699 |
Inhalt | pflegen Vsw std. (8. Jh.), mhd. pflegen Vst., ahd. pflegan Vst., ahd. flegan, plegan. Aus wg. *pleg-a- Vst. (aber mit wenigen Präteritalformen); wenn alle Bedeutungen zusammengehören, etwa als ‛sich für etwas einsetzen’ zu erschließen, auch in ae. plēon, afr. plega. Aus der Ausgangsbedeutung könnte einerseits ‛sich einsetzen für etwas, sorgen für, pflegen’ entstanden sein, andererseits ‛spielen’ (ae. plegian ‛spielen’, Zugehörigkeit allerdings nicht ausreichend sicher) und ‛sich der Gefahr aussetzen’ (ae. pleoh, pliht ‛Gefahr’). Lautlich kommt eine Herleitung aus ig. *bl- kaum in Frage, da ein solcher Anlaut nicht wahrscheinlich ist. Andererseits ist eine Entlehnungsmöglichkeit nicht festzustellen (und liegt auch bei einem starken Verb nicht unbedingt nahe). Man hat deshalb Erklärungen aus anderen Anlautgruppen gesucht, vor allem aus ig. *dl-, doch konnten die vorgebrachten Etymologien nicht ausreichend überzeugen. Herkunft also unklar. Deutungsmöglichkeiten ergeben sich am ehesten für die Annahme einer Entlehnung, wenn die verschiedenen Bedeutungen zunächst getrennt betrachtet werden. Dann ergibt sich (Deutung Wagner) für die Bedeutung ‛pflegen, gewohnt sein’ eine semantisch einwandfreie Vergleichsmöglichkeit zu air. clecht ‛Gewohnheit’, wenn für dieses eine Vorform *kʷlek-to - angenommen wird, die in der Variante einer p- keltischen Sprache (wohl mit einer unerweiterten Stufe) ins Germanische entlehnt worden wäre (mit und ohne grammatischen Wechsel). Unter den gleichen Voraussetzungen lässt sich die Bedeutung ‛Spiel, spielen’ mit air. cluiche ‛Spiel, Sport’ verbinden (Vorform etwa *kʷlok-jo-). Der Bedeutungsbereich ‛Risiko, Gefahr’ findet hier keinen Anschluss und müsste anders erklärt werden (Deutung Brøndal): ml. plebīre, plevīre ‛Bürgschaft leisten, haften’ (nominal ‛Pflicht, Verpflichtung, Kaution’), das im Galloromanischen zu plegiare, plegare (auch -ere) wird (nach Brøndal etwas halsbrecherisch, aber nachvollziehbar von l. plebs ‛einfaches Volk’ abgeleitet), vgl. afrz. pleiger ‛garantieren’, frz. pleige ‛Pfand’. Die starke Stammbildung müsste sekundär eingetreten sein (sie hat sich auch nicht auf die Dauer gehalten). Sucht man die keltischen Wörter weiter zu vergleichen, so ist das üblicherweise verglichene air. clichid ‛bewegt, bewegt sich’ aus semantischen Gründe wohl eher beiseite zu lassen. Dagegen lässt sich die einfache Wurzel *kʷel- ‛drehen’ semantisch sowohl mit ‛spielen’ (‛tanzen’), wie auch mit ‛gewohnt sein’ (vgl. etwa l. colere) leicht verknüpfen. Es wäre also von zwei Entlehnungen, die sekundär lautgleich wurden, auszugehen; die starke Stammbildung des Verbs wäre sekundär. - An die starke Flexion erinnert noch Gepflogenheit. Abstraktum: Pflege; Nomen Agentis: Pfleger; Adjektiv: pfleglich; Präfigierung: verpflegen. |
Letzte Änderung | am 21.09.2017 durch V.S. |
Link | http://www.degruyter.com/view/Kluge/kluge.8297 |
Lemmata |