Wörterbuchangabe fiur (KLUGE)
Wörterbuch | Kluge, Friedrich (2011): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin/Boston: De Gruyter. |
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Fundstelle | S. 291 |
Inhalt | Feuer Sn std. (8. Jh.), mhd. viur, vi(u)wer, ahd. fiur, as. fiur. Aus wg. fewur n. ‛Feuer’, auch in ae. fȳr, afr. fior, fiur; daneben steht anord. (arch.) fúrr m. (mit langem ū und sekundärer Überführung in einen i-Stamm), anord. funi m. ‛Feuer, Flamme’ und der unregelmäßige gt. n-Stamm fōn, funins. Diese Verteilung weist wie bei dem Wort für ‛Wasser’ auf einen grundsprachlichen r/n-Stamm und ist im Falle von Feuer das wichtigste Material zu dessen Erschließung neben der direkten Bezeugung im Hethitischen. Ausgangspunkt ist ig. *pehwṛ/phwnos n. ‛Feuer’ (mit schwundstufiger Nominativ-Endung, die die Abweichungen gegenüber dem Wort für ‛Wasser’ ergibt). (Weiter zu einer Lautgebärde *phu- ‛blasen’, indem ursprünglich die durch Blasen auflodernde Flamme gemeint war?) So bezeugt in heth. pahhu(wa)r, pahhwenaš (Gen.). Daraus haben die westgermanischen Sprachen wie auch sonst den Nominativ/Akkusativ-Stamm verallgemeinert und sind mit ihrer Lautung die einzige Quelle für diese Form. Altes ahd. fuir ist zu erklären als Schreibung für das früh entstandene ü (Schweikle, s.u.). Die ungewöhnliche Stammform des Nominativ/Akkusativ ist anderswo schon voreinzelsprachlich so ausgeglichen worden, dass auch der Nominativ/Akkusativ-Stamm die Schwundstufe der Wurzel übernahm, dass also *phwr zu *pur entstand. Dies ist als r-Stamm flektiert worden, wurde in der einsilbigen Form aber gedehnt zu *pūr. Das ist der Zustand von gr. pỹr, umbr. pir und mit Überführung in eine vokalische Stammklasse in arm. hur und anord. fúrr m., weitergebildet in slavischen Wörtern für ‛Asche’ (čech. pýr m. ‛glühende Asche’ usw.). Auch der umstrittene Ansatz von gall. ur ‛Feuer’ wird jetzt durch die Inschrift von Botorrita gestützt. Das Gotische und Nordische, die auch sonst den n-Stamm von r/n-Stämmen fortsetzen (vgl. Wasser) haben zu dem Genetiv *phwnes (so für das Vor-Germanische anzusetzen) einen Nominativ mit gedehnter Endungssilbe gebildet: *phwōn, dessen unmittelbarer Fortsetzer gt. fon ist. Bei der Beseitigung der n-Stämme mit schwundstufigem Suffix ist dann das zu erwartende *funs nicht zu *fuins (was systematisch gewesen wäre), sondern verständlicherweise zu funins ausgeglichen worden. Der dadurch entstandene unregelmäßige n-Stamm ist im Nordischen zu funōn (anord. funi m.) vereinheitlicht worden. Vgl. noch toch. A por, toch. B puwar ‛Feuer’. Adjektiv: feurig; Verb: feuern (die Bedeutung ‛entlassen’ ist aus dem Englischen entlehnt). |
Letzte Änderung | am 20.09.2017 durch V.S. |
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